Kritik nach Selfie mit Kindern
Ewa Ernst-Dziedic: Masken-Eklat um Grün-Politikerin in Moria
12.09.2020
Eine Organisation kritisierte die Grüne für ein Foto auf Lesbos. Ernst-Dziedic reagierte prompt darauf.
"Die Situation ist noch viel verheerender, als ich mir das gedacht hätte", beschreibt die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedic, die ersten Eindrücke ihres Besuches auf der Insel Lesbos, wo am Mittwoch durch einen Brand das Flüchtlingscamp Moria komplett zerstört wurde. Derzeit gebe es überhaupt keine Versorgung für die knapp 13.000 obdachlos gewordenen Migranten.
"Es gibt keine offizielle Hilfe", kritisierte Ernst-Dziedzic. Polizisten würden auch Hilfsorganisationen den Zugang zu einem Großteil der Menschen versperren. Seit drei Tagen leben diese auf der Straße zwischen Moria und der Insel-Hauptstadt Mytilini, auf Plastiksackerln und selbstgebauten Behausungen, schilderte die Politikerin am Freitag im Gespräch mit der APA. "Die Menschen haben kein Essen und kein Trinken, sie verdursten hier." Sie sei "empört und entsetzt".
Vor Ort spricht sie mit den Betroffenen, auch mit Kindern. Doch dabei unterlief ihr ein kritischer Fehler. Die Grün-Politikerin postete ein Foto auf dem sie mit Kindern ein Selfie macht. Dabei hatte Ernst-Dziedic aber keinen Mund-Nasen-Schutz auf. Die Gruppe "Moria Corona Awareness Team" kritisierte die Abgeordnete auf Facebook prompt. "Liebe Frau Ewa Ernst-Dziedic. Danke für Ihren Besuch und Ihre Selfies mit den Kindern. Aber wissen die Grünen in Österreich nicht, dass es für jeden Erwachsenen auf Lesbos Pflicht ist eine Maske zu tragen?", heißt es in dem Posting. "Wir glauben das gefährdet Griechen und uns. Vor allem haben Sie, wie so viele andere hier, wohl keinen Corona-Test gemacht, bevor Sie hier hergekommen sind", so die Aktivisten.
Ernst-Dziedic sah ihren Fehler aber schnell ein und entfernte das Foto von ihren Sozialen Netzwerken. "Ihr habt recht, ich habe das Posting gelöscht", antwortete die Grünen-Sprecherin.
Dear Mrs Ewa Ernst-Dziedzic. Thank you for coming to visist us and make selfies with refugee children. But does the...
Gepostet von Moria Corona Awareness Team am Samstag, 12. September 2020
Die Grün-Politikerin will noch bis Sonntag auf Lesbos bleiben, Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen (MSF) und Vertreter des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR) treffen, um "herauszufinden, wie akut geholfen werden kann und warum seit drei Tagen nichts passiert". Dass der Brand, der das seit Jahren heillos überfüllte Camp zerstörte, von Flüchtlingen selbst gelegt worden ist, glaubt Ernst-Dziedzic übrigens nicht. Es sehe nicht danach aus, zudem habe es schon in der Vergangenheit Brände gegeben, die klar von Rechtsextremen gelegt worden waren.