Der Auftritt von Putin bei Kneissls Hochzeit sorgt immer noch für Aufregung.
Für Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg ist die Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zur Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) angesichts der Regierungsführung des Kremlchefs "eine merkwürdige Idee". Man wisse über die Rechtlosigkeit, die Morde und die autoritäre Herrschaft unter Putin Bescheid, sagte er der Tageszeitung "Der Standard" (Dienstagsausgabe).
"Wenn sie (Kneissl, Anm.) politisch denken würde, hätte sie ihn nicht zu so einer privaten Veranstaltung eingeladen. Aber er hat sofort politisch gedacht und die Einladung angenommen, weil er so Normalität demonstrieren kann", kommentierte der ehemalige Präsident der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte. In dieser Funktion setzte er sich für die Einhaltung der Menschenrechte in den Ostblockstaaten ein.
Putin habe die Gelegenheit ergriffen, seinen Charme und seine "menschliche Seite" zu zeigen, so Schwarzenberg. Er sieht darin die Absicht, "Dinge wie den verdeckten Krieg in der Ostukraine, die Annexion der Krim, den Propagandakrieg gegen den Westen, die Unterstützung des syrischen Diktators Assad und den Abschuss der malaysischen Passagiermaschine mit einer russischen Rakete vergessen zu machen."
Es sei richtig, dass man mit jeder russischen Regierung den Kontakt aufrechterhalten müsse, räumte der ehemalige tschechische Außenminister ein. "Aber es ist etwas anderes, wenn man zum intimsten familiären Ereignis jemand wie Putin einlädt." Kneissl habe ihren persönlichen Ehrgeiz die Oberhand bekommen lassen, kommentierte er laut "Standard". Seiner Ansicht nach wird Österreich daran Schaden nehmen, da das Land dadurch als "unsicherer Kantonist in der EU angesehen" werde.
Auch der ehemalige österreichische Spitzendiplomat Wolfgang Petritsch sieht in dem Tanz von Kneissl mit Putin einen Widerspruch zur Russland-Politik der Union. Wenn man bei den EU-Sanktionen gegen Russland mitstimme, dann sei so eine Vermischung von Privatheit und Öffentlichkeit gegen Österreich und auch gegen die EU gerichtet, wird Petritsch im "Standard" zitiert.