Die Juristin soll nebenbei „kassiert“ haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Nach Josef Martinz (Kärnten) und Ex-Innenminister Ernst Strasser droht der nächsten ÖVP-Politikerin Haft: Am Donnerstag verurteilte ein Schöffensenat die Juristin, Ex-ÖVP-EU-Abgeordnete und frühere Grazer Messepräsidentin Hella Ranner zu 2,5 Jahren Haft – es geht um schweren Betrug und Untreue. Schaden laut Anklägerin Carolin Weißenbacher: 414.533 Euro.
Ranner meldete sofort Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an – auch, weil Richter Karl Buchgraber eine Reihe von Anträgen abgewiesen hatte. Da ging es um einen Privatgutachter, der die belastenden Ergebnisse von Gerichtsgutachterin Claudia Pertl unter die Lupe nehmen sollte. Auch seien diverse Berechnungen nicht nachvollziehbar, so ihr Anwalt.
Gutachten
Laut Gutachten hat die 63-Jährige ab 2004 für die renommierte Anwaltskanzlei Saxinger, Chalupsky & Partner den Grazer Standort betrieben, allerdings ungerechtfertigt Honorare einbehalten haben. Zudem soll sie sich zwei Mal 50.000 Euro von einem bekannten steirischen Unternehmer geliehen, aber nicht zurückgezahlt haben. Überdies soll sie 87.000 Euro für private Zwecke entnommen haben. Ranner bestritt alle Vorwürfe großteils wortreich in den Verhandlungen. Sie habe trotz Vertrag die „mündliche Erlaubnis“ gehabt, Altfälle auf eigene Rechnung abzuschließen. Zwischen 2009 und 2011 war Ranner, für die die Unschuldsvermutung gilt, Teil der ÖVP-Mannschaft im EU-Parlament mit Ernst Strasser. Mit einer Firma, die Konkursfirmen retten sollte, schlitterte die Juristin zudem selbst in die Pleite.