Rot-blau?
Ex-Vizekanzler: Alle Optionen offen halten
04.10.2013In der SPÖ wird heftig über die Öffnung hin zur Strache-FPÖ diskutiert.
Kanzler Werner Fymann schweigt derzeit zum Thema Koalition– dafür brodelt es in der SPÖ um so heftiger. Am Freitag prescht Ex-Vizekanzler Hannes Androsch vor und spricht sich dafür aus, mit der FPÖ zumindest zu verhandeln: „Es ist ein großer Fehler fast 21 Prozent der Wähler einfach zu ignorieren. Wir dürfen die FPÖ nun nicht ausschließen“, so der Industrielle zu ÖSTERREICH.
Androsch spricht das aus, was viele Rote denken: Da sich Faymann ausschließlich an die ÖVP kettet, sei man in Koalitionsverhandlungen erpressbar.
Pichler: „Sind gegenüber der ÖVP erpressbar“
„Schauen Sie sich doch solche Verhandlungen an, so Salzburgs roter AK-Präsident Siegfried Pichler vergangene Woche gegenüber ÖSTERREICH: „Die ÖVP diktiert die Inhalte – dementsprechend schaut ein solcher Koalitionspakt dann auch aus. Und wir kriegen dann bei einer Wahl die Rechnung dafür präsentiert.“
Doch ist es überhaupt realistisch dass Werner Faymann mit Strache echte Verhandlungen führt?
Groll gegen ÖVP größer als Aversion gegen Strache?
Oder besser: Ist der Groll gegen die ÖVP inzwischen größer als die Aversion gegen die Blauen? Hier ist die Wiener SPÖ dagegen, die bei Wahlkämpfen voll auf das Anti-Strache-Moment setzt und eines ihrer wichtigsten Mobilisierungs-Instrumente verzichten müsste.
Schwenkt Faymann tatsächlich um 180 Grad um, würden ihm große Teile der Partei einfach aus Grundsatzüberlegungen nicht folgen. Die SPÖ stünde vor einer enormen Zerreißprobe.
Hannes Androsch im Interview:
›Wir dürfen die FPÖ nicht ausschließen‹
ÖSTERREICH: Soll die SPÖ weiterhin eine Koalition mit den Freiheitlichen ausschließen?
Hannes Androsch: Es ist ein großer Fehler fast 21 % der Wähler einfach zu ignorieren. Ein beachtenswerter Teil der Bevölkerung hat der FPÖ ihre Stimme gegeben. Wir dürfen die FPÖ nun nicht mehr ausschließen. Allerdings könnte eine etwaige Kooperation nur unter Vorbedingungen funktionieren, das muss klar sein.
ÖSTERREICH: An welche Vorbedingungen müsste man eine Zusammenarbeit Ihrer Meinung nach knüpfen?
Androsch: Da gibt es drei wichtige Themen: Die FPÖ und Heinz-Christian Strache müssten sich ganz klar zu Europa bekennen. Dazu müsste diese ausländerfeindliche Politik aufhören und eine scharfe Abgrenzung zu allen braunen Umtrieben ist notwendig.
ÖSTERREICH: Ist das sehr realistisch?
Androsch: Es geht vor allem darum, in den Verhandlungen mit der ÖVP ein Druckmittel zu haben. Es kann nicht sein, dass es kein Ass im Ärmel bei Verhandlungen mit der Volkspartei gibt.
ÖSTERREICH: Sie wären also auch für eine Koalition mit der ÖVP bereit?
Androsch: Grundsätzlich ja. Aber es ist wichtig, dass Rot und Schwarz nicht so weitermachen wie in den vergangenen fünf Jahren. Es muss eine Reformregierung geben und nicht noch einmal eine Regierung des Stillstandes. Vor allem in Bildungsfragen muss etwas weiter gehen.
(pli)
Strache: »Bereit, zu verhandeln« - Angebot aber nur an SPÖ
FPÖ-Chef Strache bietet sich der SPÖ an –er will aber ohne Vorbedingungen verhandeln
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache setzt weiter nur auf die SPÖ. Gegenüber ÖSTERREICH machte er klar, dass er nur mit jenem Parteichef verhandelt, der den Regierungsauftrag bekommt – und das werde Werner Faymann sein. Vorbedingungen wie sie Ex-SPÖ-Vizekanzler Hannes Androsch nennt, lehnt Strache rundweg ab: „Ich verlange ja auch nicht, dass sich Herr Faymann vom Linksradikalismus distanziert.“ Im Gegenteil müsse die SPÖ auf die Linie gegen den EU-Zentralismus einschwenken.
FPÖ will nicht mit dem Team Stronach koalieren
Mit noch einer Überraschung lässt er aufhorchen: Er spricht sich gegen eine Koalition ÖVP-FPÖ-Stronach aus. Der Austrokanadier sei ihm zu unsicher. „Wir bauen nicht auf Sand.“