Die Ausschreibung lädt aber ausdrücklich Frauen zur Bewerbung ein.
Der Innsbrucker Erziehungswissenschafter Josef Christian Aigner plädiert für eine Reform der Gleichbehandlungsgesetze und fallweise die Ergänzung der Frauenförderung durch "Männerförderungspläne". Die derzeitigen Regelungen würden die eigentlich gewünschte Beschäftigung von mehr Männern vor allem in Kindergärten behindern, so Aigner in einer Aussendung.
Burschen beeinflusst
Eine Studie des Professors am Institut für psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Uni Innsbruck hatte zuletzt ergeben, dass der Einsatz von männlichen Kindergartenpädagogen das Verhalten der Kinder beeinflusst - wenn auch nur bei Burschen. Diese zeigten bei gemischtgeschlechtlichen Fachkräfte-Teams etwa deutlich extrovertierteres Verhalten, bewegten sich mehr und waren aktiver und weniger "angepasst". Verhaltensunterschiede wurden vor allem bei jenen Burschen festgemacht, "die real kaum von einer präsenten Vaterfigur profitieren konnten". Zuletzt hatte auch Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP) für mehr männliches Personal im Kindergarten geworben - derzeit sind nur 0,8 Prozent der Pädagogen männlich.
Die Gleichbehandlungsgesetze würden dieses Anliegen aber konterkarieren, so Aigner. So enthalte etwa eine aktuelle Ausschreibung des Landesschulrats für Tirol für eine Assistenzkraft in einem Kindergarten einer Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik (BAKIP) den Zusatz: "Der Bund ist bemüht, den Anteil von Frauen zu erhöhen und lädt daher nachdrücklich Frauen zur Bewerbung ein."
"Gleichbehandlungsklausel"
Außerdem wird in einer in der Ausschreibung enthaltenen "Gleichbehandlungsklausel" festgehalten: "Nach Paragraph 11b und 11c des Bundes-Gleichbehandlungsgesetzes werden unter den dort angeführten Voraussetzungen Bewerberinnen, die gleich geeignet sind wie der bestgeeignete Bewerber, bei der Aufnahme in den Bundesdienst bzw. bei der Betrauung mit der Funktion bevorzugt." Einschränkung: Diese Regelung gilt nur für jene Funktions- und Verwendungsgruppen, in denen der Frauenanteil bei der jeweiligen Dienstbehörde unter 50 Prozent liegt.
Diese Regelungen stehen für Aigner "in krassem Gegensatz" zu dem Anliegen, mehr Männer für pädagogische Berufe zu gewinnen. Deshalb sei eine "bedarfs- oder berufsfeldgerechte Differenzierung" nötig: "Das jeweils unterrepräsentierte Geschlecht, in diesem Fall also die Männer, müssten gefördert werden, Gleichbehandlungsgesetze und Frauenförderungspläne müssten in diese Richtung reformiert und durch Männerförderungspläne ergänzt werden". Dies wäre auch ein starkes Signal, dass Männer als Fachkräfte in der Pädagogik ausdrücklich willkommen seien: "Damit wäre auch der gängigen Vorstellung, dass der Kindergarten ein Arbeitsplatz ausschließlich für Frauen sei, der Kampf angesagt."