"Keine Hoffnung auf Besserung"
Experten warnen vor PISA-Pleite
10.04.2012Am Mittwoch startet Bildungs-Test: 5.000 Schüler an 200 Schulen nehmen teil.
An 200 Schulen beginnen am Mittwoch die Tests für den internationalen Bildungsvergleich PISA. Für das Ergebnis sehen die Experten schwarz.
„Ich bin kein Prophet, aber eines ist klar: Wir spielen nicht um die Spitze mit, sondern wir kämpfen gegen den Abstieg“, sagt Bildungsexperte Andreas Salcher im ÖSTERREICH-Interview (siehe unten) über den PISA-Test. Morgen starten die Tests für den internationalen Bildungsvergleich der OECD in Österreich an 200 Schulen. 5.000 Schüler zwischen 15 und 16 Jahren nehmen teil. Die Ergebnisse werden Ende 2013 veröffentlicht. In der Vergangenheit stellte PISA Österreichs Schulsystem kein gutes Zeugnis aus.
„Vertrottelte Parteipolitik“
Geändert habe sich seither wenig, sagt Bildungsexperte Bernd Schilcher gegenüber ÖSTERREICH: „Von den äußeren Gegebenheiten her gibt es keine Veranlassung, auf eine Besserstellung zu hoffen.“ Die Verantwortung trage aber nicht Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ), so Salcher und Schilcher. „Sie ist ja immer nur gestoppt worden von den beiden Parteichefs, den Rest hat die Gewerkschaft gemacht“, sagt Schilcher in Richtung Lehrer-Betonierer. Ebenso kritisiert Schilcher den Postenschacher der Länder: „Nur wir haben diese vertrottelte Parteipolitik in der Schule, wo alles rot- schwarz besetzt wird.“
Schwerpunkt Mathematik. Getestet wird bis 23. Mai. Neben Lesen und Problemlösung (Naturwissenschaften) liegt der Schwerpunkt diesmal bei Mathematik.
Hier erreichte Österreich beim letzten Test 2009 den OECD-Durchschnitt. Beim Lesen jedoch waren nur Mexiko, Chile und die Türkei schlechter.
Salcher: „Kämpfen gegen den Abstieg“
ÖSTERREICH: Ihre Einschätzung: Wie wird Österreich bei PISA abschneiden?
Andreas Salcher: Ich bin kein Prophet, aber eines ist klar: Wir spielen nicht um die Spitze mit, sondern wir kämpfen gegen den Abstieg. Ob das jetzt drei Plätze weiter hinten ist, ist egal. Fakt ist, wir haben das viertteuerste Bildungssystem der Welt – mit Ergebnissen, die innerhalb Europas zu den schlechtesten gehören.
ÖSTERREICH: Aber es gab doch Reformen in den letzten Jahren.
Salcher: Ein Bildungssystem ist wie ein Tanker. Den kann man auch nicht im Ärmelkanal um 180 Grad wenden.
ÖSTERREICH: Was müsste sich ändern?
Salcher: Ein Bildungssystem ist nur so gut wie die Summe seiner Lehrer. Heute kann jeder Lehrer werden. 5 bis 10 % der Lehrer heute sind aber völlig ungeeignet.