Minister Faßmann:
"Starten mit 1.890 Deutsch-Klassen"
14.04.2018Bildungsminister Heinz Faßmann im großen Interview zu den geplanten Deutschklassen.
Der ÖVP-Minister musste diese Woche von Lehrern und Ländern viel Kritik für seine Pläne zu den Deutschklassen einstecken. Im großen ÖSTERREICH-Interview erklärt Heinz Faßmann seine Pläne im Detail.
ÖSTERREICH: Es gibt zahlreiche kritische Stellungnahmen zu den Deutschklassen. Wird sich an dem Gesetz noch etwas ändern?
Heinz Faßmann: Bei der Frage der Eröffnungszahl einer Deutschklasse müssen wir aus Gründen der Finanzierbarkeit flexibler werden.
ÖSTERREICH: Ursprünglich hieß es: Ab sechs Kindern gibt es eine Deutschklasse.
Faßmann: Genau, da können wir aber ruhig über acht nachdenken und dann schauen: Wie wirkt sich das aus?
ÖSTERREICH: Was passiert in Schulen, in denen weniger als acht Kinder betroffen sind?
Faßmann: Die bleiben im Klassenverband und werden integrativ gefördert.
ÖSTERREICH: Was wollen Sie noch einarbeiten?
Faßmann: Was mir sehr wichtig ist: Die Deutschförderklassen sind nur für Kinder, die gar nicht Deutsch können. Wer nur Dativ und Akkusativ verwechselt, geht wie bisher in den Deutschförderkurs.
ÖSTERREICH: Angenommen, eine Volksschule hat zwei erste Klassen, in der jeweils 12 Kinder nicht Deutsch können, wird dann eine weitere Klasse für diese Kinder eröffnet?
Faßmann: Kinder, die der Unterrichtssprache nicht mächtig sind, sind auch weiterhin Teil der Regelklasse. Sie werden nur für eine bestimmte Zeit in eigenen Deutschförderklassen zusammengefasst. Die Eröffnung einer weiteren Klasse ist nicht zwingend. Da lässt die Schulautonomie viel Spielraum.
ÖSTERREICH: Wenn dann 10 Kinder nach einem Jahr gut Deutsch gelernt haben …
Faßmann: … dann können die Schulleiter die Klassen neu zusammenstellen. Ich vertraue unseren Direktoren, dass sie im Rahmen der Autonomie kluge Lösungen finden.
ÖSTERREICH: Die Lehrer wünschen sich eine Verschiebung um ein Jahr. Bleiben Sie beim Start im Herbst?
Faßmann: Ja, wir starten im kommenden Herbst mit 1.890 Deutschförderklassen, für die wir 330 Lehrer brauchen. Das kostet 40 Millionen Euro.
ÖSTERREICH: Die Länder sprechen von fast 200 Millionen, die sie vom Bund wollen.
Faßmann: Unser Modell kostet 40 Millionen, und die bekommen die Länder auch.
ÖSTERREICH: Themenwechsel: Sie waren diese Woche formal Bundespräsident. Mussten Sie einmal tätig werden?
Faßmann: Ich selbst musste nichts machen, auch Van der Bellens Hund war gut betreut. Ich musste ihn nicht äußerln führen. Aber meine Frau wurde an ihrem Arbeitsplatz ab und zu als „First Lady“ angesprochen.
Interview: Debora Knob