Nach den Personalrochaden in der SPÖ-Führungsebene gibt es erste positive Wortmeldungen aus der SPÖ. Die ÖVP reagiert zurückhaltend.
Zurückhaltung bei der ÖVP
Vizekanzler und VP-Chef
Wilhelm Molterer hat am Montagnachmittag demonstrativ zurückhaltend auf die
vom SP-Präsidium eingeleiteten Personalrochaden reagiert. Die
SP-Entscheidung, soweit sie ihm bis jetzt bekannt seien, löse "das
Problem der SPÖ nicht, wie es Verkehrsminister Werner Faymann in einem
Zeitungsinterview geschildert hat", sagte Molterer. Er nahm damit auf
eine Aussage Faymanns Bezug, in der dieser gesagt hatte, die SPÖ habe den
Umstieg von der Opposition in die Regierung nie wirklich geschafft.
"Ich werde zusammen mit meinen Freunden diese Situation neu bewerten und danach zu dieser Bewertung Stellung nehmen", sagte Molterer am Rande eines Treffens mit seinem deutschen Amtskollegen Peer Steinbrück.
SPÖ-Granden wortkarg
Von den wenigsten Mitgliedern des
SPÖ-Präsidiums gab es nach der Sitzung eine Stellungnahme. Die meisten
verließen die Parteizentrale in der Löwelstraße durch den Seiteneingang.
Einen Kommentar zu den Personalentscheidungen gab es allerdings vom
steirischen Landeshauptmann Franz Voves. Er sagte, dass er mit den
Ergebnissen leben könne.
Interesse an den Vorgängen in der Löwelstraße zeigten auch zwei Fans der deutschen Fußballnationalmannschaft. "Ist das Euer Trainer?", fragten sie als sie den von Mikrofonen und Kameras umzingelten Sozialminister sahen.
Buchinger "zufrieden"
Sozialminister Erwin Buchinger
(S) hat sich mit der Debatte im SPÖ-Präsidium und den dort gefällten
Entscheidungen zufrieden gezeigt. "Es war eine konstruktive Diskussion",
sagte er nach der mehrstündigen Aussprache am Montag zu Journalisten. Alle
Fragen, die zuvor informell gestellt wurden, seien dort in Ruhe angesprochen
worden. Man habe sich darauf verständigt, von nun an einem gemeinsamen
Strang zu ziehen, so Buchinger.
Voves begrüßt Entscheidung
Begrüßt wurde die
Entscheidung des SPÖ-Präsidiums, künftig eine Doppelspitze einzurichten, vom
steirischen Landesvorsitzenden LH Franz Voves. Er stehe voll hinter dem
Bundeskanzler, der sich nun noch stärker auf die Regierungsarbeit
konzentrieren könne, sagte Voves in einer ersten Stellungnahme. Mit dem
neuen geschäftsführenden Parteivorsitzenden Werner Faymann werde Alfred
Gusenbauer eine "starke Achse" bilden.
Burgstaller erhofft bessere Abstimmung
Durchaus zufrieden
reagierte Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller auf die heutigen
Beschlüsse der SPÖ. "Durch die Bestellung eines geschäftsführenden
SPÖ-Parteivorsitzenden erwarte ich mir eine intensivere politische
Abstimmung bei zentralen Reformthemen. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer wird
sich stärker seiner zentralen Koordinierungsfunktion in der Bundesregierung
widmen", so Salzburgs SPÖ-Vorsitzende.
Burgstaller hofft, "dass nun wieder sachpolitische Themen in den Vordergrund rücken, dafür die Beschäftigung der SPÖ mit sich selbst in den Hintergrund gedrängt wird". "Es ist hoch an der Zeit, dass die Menschen und ihre Sorgen wieder im Mittelpunkt des Tagesgeschäfts des SPÖ-Regierungsteams stehen", sagte Burgstaller in einer Aussendung.
Opposition kritisiert Personalentscheidungen
Nichts Positives
kann die Opposition den Personalentscheidungen der SPÖ abgewinnen. Die Grüne
Bundesgeschäftsführerin Michaela Sburny sieht "keine
Erneuerung an der SPÖ-Spitze, sondern mehr Alt-Establishment, mehr
Abgehobenheit" und den Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Alfred
Gusenbauers. FPÖ-Chef Heinz Christian Strache konstatierte ebenfalls eine "tiefe
Demütigung Gusenbauers" und eine Prolongierung des Leidens, aber
keine Lösung. Und BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz sprach von einer
scheibchenweisen Hinrichtung Gusenbauers, der nur mehr "Kanzler auf
Abruf" sei.