Noten für Regierung
Faymann gewinnt, Regierung verliert
10.07.2010
Die Wähler watschen Pröll und Faymann für das fehlende Budget ab – im Juli liegen beide im Politbarometer so schlecht wie nie. Doch im Direktduell sind Kanzler und SPÖ klare Sieger.
Geht es nach Sonntags- und Kanzlerfrage beendet Kanzler Faymann das erste Halbjahr 2010 als klarer Sieger: Die SPÖ erreicht erstmals wieder 35 % der Wählerstimmen und liegt damit 2 % besser als im Juni und sogar 6 % besser als bei der letzten Wahl 2008.
Die ÖVP fällt nach längerer Zeit wieder auf Platz 2 zurück, liegt mit 33 % aber weiter um 7 % besser als bei der letzten Wahl und konstant zum letzten Monat. Die Oppositionsparteien dagegen bieten ein Bild des Jammers: Die FPÖ stagniert bei 18 %, die Grünen erreichen nur 11 %, und das BZÖ stürzt auf 2 % ab.
Der Aufstieg von SPÖ und ÖVP in der Wählergunst ist umso überraschender, als die Wähler die Regierung für ihre Performance im letzten Monat regelrecht abwatschen.
Minus 8 % für Pröll und minus 7 % für den Kanzler
Nur
der stille Außenminister Spindelegger und der fleißige Wirtschaftsminister
Mitterlehner werden von den Österreichern noch halbwegs positiv bewertet –
auf allen anderen Positionen hat diese Regierung zur Zeit der
Zeugnisverteilung die schlechtesten Werte, die ein Kabinett in Österreich je
hatte.
Nur die Minister Hundstorfer, Berlakovich sowie die fehlerlos arbeitenden Damen Bures und Karl halten sich noch knapp über der magischen Nulllinie. Die engagiert (aber erfolglos) für die Schule kämpfende Claudia Schmied stürzt ebenso ins Minus wie Frauenministerin Heinisch-Hosek oder Justizministerin Bandion-Ortner.
Überhart abgestraft werden von den Wählern Gesundheitsminister Stöger (für sein Anti-Raucher-Chaos), Verteidigungsminister Darabos (offenbar für die Wehrpflicht-Debatte) und Innenministerin Fekter (wohl für ihr Brutalo-Vorgehen in der Causa Zogaj).
Dramatischer Absturz
Die größten Watschen im Juli kassieren aber
Kanzler und Vize. Kanzler Faymann, der im Jahr 2009 deutlich über 30 % Saldo
hatte, polarisiert immer stärker – und stürzt im Juli mit minus 7 % auf
einen Barometer-Saldo von nur noch 12 %.
Beachtlichen 44 % positiver Bewertung (der beste Wert aller Regierungsmitglieder) stehen beim Kanzler bereits 32 % negative Bewertung gegenüber.
Noch dramatischer ist der Absturz des Finanzministers, dem die Wähler offenbar immer heftiger das fehlende Budget, die drohenden Sparpakete und die Banken- und Griechen-Hilfe vorwerfen. Josef Pröll stürzt in nur einem Monat im Politbarometer um minus acht Punkte von der Nummer-1-Position mit 21 % im Juni auf Platz 3 mit nur mehr 13 % Positiv-Saldo ab.
Pröll wird von 38 % der Wähler positiv, aber von 25 % negativ bewertet. Liegen Pröll und Faymann im Politbarometer über der Nulllinie, so weisen beide bei der „Zufriedenheit“ einen negativen Saldo auf.
Sowohl mit der Arbeit des Kanzlers wie auch mit der des Vizes sind nur noch 41 % der Österreicher „zufrieden“, aber 43 % ausdrücklich „nicht zufrieden“.
Dramatisch ist das Ergebnis der Zufriedenheit in jenen Ländern, die im Herbst wählen: In Wien sind nur 36 % mit Kanzler und Vize zufrieden (50 % nicht) und in der Steiermark sind gar nur 25 % mit der Regierung zufrieden – 52 % nicht. Das wird ein heißer Wahlkampf.