Vier-Augen-Gespräch
Faymann macht auf Strache "leidenden Eindruck"
03.11.2008
Der SPÖ-Chef folgte der Einladung des FPÖ-Obmanns zu einer Unterredung - über eine gemeinsame Regierung sprach man nicht.
Mitten in den Koalitionsverhandlungen hat sich SPÖ-Chef Werner Faymann mit FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zu einem Vier-Augen-Gespräch getroffen. Die beiden haben am Montag eineinviertel Stunden im Parlament über den Stand der Regierungsverhandlungen und aktuelle politische Fragen gesprochen.
Koalition war kein Thema
Es war das erste Vier-Augen-Gespräch
zwischen Faymann und Strache nach der Wahl. Der FPÖ-Vorsitzende hatte alle
Parteichefs zu einer Unterredung eingeladen. Laut Strache ist das Treffen "sachlich
korrekt" abgelaufen, allerdings hat er sich bei Faymann über die
"Ausgrenzung" seiner Partei durch die SPÖ beschwert. Eine
Minderheitsregierung oder andere Koalitionsformen außer Rot-Schwarz sind
Strache zufolge "absolut kein Thema" gewesen.
Strache ortet Widerspruch
Faymann habe bekräftigt, keine
Koalition mit der FPÖ eingehen zu wollen. Strache findet es "etwas seltsam",
dass Faymann nach außen eine "Ausgrenzung" gegenüber der FPÖ "predigt",
Gespräche aber immer wieder "in einem positiven Klima verlaufen". Diesen
"Widerspruch" müsse aber der SPÖ-Chef mit sich selbst ausmachen, sagte
Strache.
"Leidender Eindruck"
Der blaue Parteichef hat nach
Eigenangaben den Eindruck gewonnen, dass die Wahlverlierer zur
"rot-schwarzen Tagesordnung" übergehen wollen, allerdings habe er bei
Faymann einen "leidenden Eindruck" festgestellt, da es in der ÖVP
verschiedene Richtungen "etwa um Wolfgang Schüssel" gebe, die einen
"Stillstand" bis zum ÖVP-Parteitag Ende November wollen und die
Verhandlungen daher nicht so schnell laufen.
BZÖ ortet Parallelverhandlungen
Die SPÖ führe bereits
Parallelverhandlungen mit der FPÖ, so kommentierte BZÖ-Generalsekretär
Martin Strutz diese Zusammenkunft. Die ÖVP solle endlich aufwachen, Faymann
führe Pröll am Nasenring durch die Verhandlungen, und die SPÖ
denke bereits über Alternativen zur Großen Koalition nach.