Einen Parteiausschluss von Hans Niessl hält der Kanzler und SPÖ-Vorsitzende für "lächerlich".
"Ich habe eine ganz klare Haltung: Es gibt keine Koalition mit der FPÖ auf Bundesebene. Nicht beim letzten Mal, nicht heute und ganz sicher auch nicht 2018", bekräftigte Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender Werner Faymann in ÖSTERREICH (Sonntags-Ausgabe).
Zur rot-blauen Koalition im Burgenland meint der SPÖ-Chef: "Das ist die Entscheidung von Hans Niessl. Er ist als Landeshauptmann gewählt, seine Landesorganisation entscheidet - und es ist ganz normal, dass er regionale Koalitionen bildet, wenn hinter seinem Rücken von der ÖVP sein Sturz geplant wird."
Nichts kann Faymann der Idee der Parteijugend abgewinnen, die einen Ausschluss des burgenländischen Landeshauptmanns aus der SPÖ will: "Das ist lächerlich. Da müsste man ja auch jeden Bürgermeister ausschließen, der eine FP-Koalition hat."
Seine eigene Position sieht der SPÖ-Vorsitzende durch den Tabubruch im Burgenland nicht gefährdet: "Die Wahrheit ist: Mehr als 80 Prozent der SPÖ-Mitglieder stehen voll hinter meiner Aussage, dass es keine Koalition mit der FPÖ geben wird - und damit hinter mir. Und eine 100 Prozent einheitliche Linie gibt es in keiner Partei mehr - Gott sei Dank, das ist Demokratie. Selbst unter Kreisky hat es unterschiedliche Meinungen gegeben. Das ist nicht neu, das war selbst beim 'Sonnenkönig' so."
Aus für Flüchtlings-Zelte
In einem Interview für die morgige Sonntagsausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH spricht sich Bundeskanzler Werner Faymann klar gegen die zuletzt vom Innenministerium errichteten Zelt-Lager für Flüchtlinge aus. Faymann in ÖSTERREICH: "Ich wünsche mir, dass es keine Zeltlager gibt. Ich bin klar gegen Zeltstädte. Je rascher sie weg sind, desto besser."
Faymanns Vorschlag: "Man sollte dort, wo Minister Klug Kasernen angeboten hat, diese als Übergangslösung wählen. Vor allem aber geht es darum, die Flüchtlinge gerecht in kleinen Einheiten und festen Quartieren auf ganz Österreich zu verteilen."
Faymann spricht sich im ÖSTERREICH-Interview gegen eine dramatische Darstellung der Flüchtlings-Situation aus: "Ich weiß nicht, welchen Sinn es hat, dauernd mit Krauftausdrücken beim Thema Asyl zu agieren - das hilft nur denen, die Hass säen und hetzen. Also nur der FPÖ."
"Fünf-Jahres-Plan mit Schulden-Aufschub für die Griechen"
Bundeskanzler Werner Faymann setzt im Interview mit ÖSTERREICH (morgige Sonntags-Ausgabe) neue Akzente in der Griechenland-Politik der EU. Er spricht sich für ein langfristiges Maßnahmen-Paket aus, dass den Griechen einen Zahlungs-Aufschub von fünf Jahren geben soll.
Faymann in ÖSTERREICH: "Ich werde mich in nächster Zeit selbst verstärkt dafür einsetzen, dass wir mit den Griechen zu einer dauerhaften und langfristigen Lösung finden - so wie uns das bei der Bankenkrise mit dem Schutzschirm gelungen ist."
Faymann in ÖSTERREICH: "Ich glaube, wir brauchen ein Maßnahmenpaket für die nächsten fünf Jahre. Die Griechen sollten für diesen Zeitraum eine Form von Zahlungsaufschub bekommen mit strengen Regeln und Bedingungen. Die Griechen sollen nicht gar nichts zahlen, aber man sollte ihnen für diese fünf Jahre weitgehenden Zahlungsaufschub gewähren. Dazu sollte man ein Paket schnüren, dass Sparen und Reformen vorsieht aber auch Investitionen möglich macht." Bei einer Pleite Griechenlands besteht laut Faymann "Ansteckungsgefahr für andere Länder. Wenn Griechenland aus dem Euro austreten müsste, würde das laut Faymann "das Vertrauen in den ganzen europäischen Gedanken erschüttern".