ÖSTERREICH-Interview

Faymann: "Mehr Zeit für Griechenland"

Teilen

Kanzler: "Strikte Einhaltung der Reform-Vereinbarungen, dann Fristerstreckung möglich!"

ÖSTERREICH: Wie sehen Sie den Wunsch der Griechen nach mehr Zeit für die Rückzahlung ihrer Schulden?
FAYMANN: Ich sehe ganz gute Chancen, dass wir mit Griechenland zu einem Ergebnis kommen, dass die Griechen sich an ihre Vereinbarungen mit der EU halten, dafür aber mehr Zeit für die Rückzahlung ihrer Schulden bekommen.

ÖSTERREICH: Sie befürworten einen Kredit-Aufschub?
FAYMANN: Das Wichtigste ist, dass die Griechen ihre mit uns vereinbarten Reformen und Sparziele einhalten. Wenn das garantiert ist, befürworte ich einen Aufschub bei der Rückzahlung. Das kann ein Aufschub von 2 oder 3 Jahren sein – das sollen die Experten entscheiden. Dass die Griechen im Euro bleiben, sehe ich positiv. Aber die Krise und Arbeitslosigkeit in Griechenland ist so groß, dass sie es ohne Zahlungs-Aufschub nicht schaffen werden. Beschlossen ist aber noch nichts. Nach dem Bericht der Troika Mitte September sehen wir klar.

ÖSTERREICH: Immer mehr Politiker sagen, Griechenland ist nicht zu retten.
FAYMANN: Wer sagt, dass der Rauswurf der Griechen aus dem Euro billiger wäre als ein Zahlungs-Aufschub, der lügt. Mit Drachmen können die Griechen überhaupt keine Schulden mehr zahlen, das Land würde verarmen, wir müssten mit Milliarden helfen – und das alles wäre viel, viel teurer als eine Fristerstreckung.

ÖSTERREICH: Strache und Stronach fordern eine Hartwährungs-Union.
FAYMANN: Wir wissen, dass 80 % unserer Exporte in Europa stattfinden. Die gemeinsame Währungsunion ist unser Erfolgsgeheimnis für die niedrigste Arbeitslosigkeit. Wenn der Euro wegfällt, brechen unsere Exporte ein – damit explodiert die Arbeitslosigkeit, sinken die Löhne. Wer das will, sägt den Ast ab, auf dem wir erfolgreich sitzen.

ÖSTERREICH: Der Frust über die EU wird größer.
FAYMANN: Das verstehe ich gut. Europa ist bei vielen Reformen in Verzug – vor allem bei der Einführung der Finanztransaktionssteuer. Die muss im Jahr 2013 unbedingt starten!

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten