Die Innenministerin bezeichnete die Forderung von Faymann nach einem Bleiberecht für Arigona Zogaj als "verantwortungslos".
Innenministerin Maria Fekter (V) hat die Forderung des designierten SPÖ-Obmannes Werner Faymann nach einem Bleiberecht für Arigona Zogaj als "verantwortungslos" bezeichnet. "Die Aussagen von Herrn Faymann zum Fall Zogaj reihe ich unter 'SPÖ Wahlkampfversprechen' ein", erklärte sie. Es sei "verantwortungslos, hier Hoffnungen zu wecken", die der designierte SPÖ-Vorsitzende nicht erfüllen werde können. Scharfe Kritik an Faymann kam von FPÖ und BZÖ, die Grünen halten dessen Aussagen für unglaubwürdig.
Familienzusammenführung im Kosovo
Fekter meinte, Faymann
solle auch mitbedenken, dass - sofern man der Mutter von Arigona den
illegalen Aufenthalt legalisieren würde - wieder alle Familienmitglieder
über den Familienzuzug nach Österreich kommen würden. Daher sei sie für eine "Familienzusammenführung"
im Kosovo, denn die minderjährigen Kinder im Kosovo würden ihre Mutter
(Nurie Zogaj, Anm.) brauchen.
Außerdem mache sie den designierten SP-Obmann auf das "geltende Recht" aufmerksam, wonach eine Aufenthaltserlaubnis an ein Einkommen geknüpft sei. "Es würde unser Sozialsystem überfordern, wenn wir alle illegal Aufhältigen, die nicht selbstversorgungsfähig sind, hier in Österreich durch Ausnahmen aufnehmen", obwohl man wisse, dass diese Sozialfälle nur von der Notstandshilfe leben könnten, sagte Fekter.
Anträge schuld an Verfahrensdauer
Die Innenministerin sieht
die Schuld für die lange Verfahrensdauer bei den Betroffenen selbst: "Wer
97 Anträge stellt, weil er einen Aufenthalt erzwingen will, missbraucht
unser Rechtssystem". Daraus dann einen Anspruch auf Aufenthalt
abzuleiten halte sie für nicht gerechtfertigt. Faymann hatte ja erklärt, die
Politik habe viel zu lange gebraucht, um die entsprechenden Verfahren zu
verkürzen und daher ein Bleiberecht für Arigona Zogaj gefordert. Ob diese
Forderung auch für die restliche Familie gelte, konnte man auf Nachfrage der
APA im Ressort des Verkehrsministers am Samstag nicht beantworten.
SPÖ-Kritik: "Unmenschlichkeit"
Die SPÖ hat
Innenministerin Maria Fekter nach deren ablehnenden Haltung zum Vorstoß von
Faymann "Unmenschlichkeit" vorgeworfen. SPÖ-Sicherheitssprecher Rudolf
Parnigoni erklärte, dass Fekter sich hier "keinen Ruck geben will, ist
herzlos". Die ÖVP zeige mit dem Beibehalten "ihrer starren und
uneinsichtigen Haltung jedenfalls nur zu deutlich", dass sie sich von den
christlich-sozialen Werten ihrer Partei "schon weit entfernt hat", meinte
Parnigoni.
Grüne halten Faymann für unglaubwürdig
Die Grünen
halten die Aussagen von Faymann für "unglaubwürdig".
Menschenrechtssprecherin Brigid Weinzinger sagte, die SPÖ habe im Parlament
mehrfach Anträge abgelehnt - sowohl für ein generelles Bleiberecht als auch
Anträge für ein Bleiberecht für die Familie Zogaj oder für eine Rückholung
der kleinen Kinder aus dem Kosovo. "Für mich ist Glaubwürdigkeit bei
Null". Faymann komme jetzt - nur weil Wahlkampf ist - darauf, "dass
der Staat eine Familie zerstört hat - unter aktiver Mithilfe der SPÖ".
Kritik von FPÖ und BZÖ
Scharfe Kritik an Faymann kam
von FPÖ und BZÖ. Der Verkehrsminister mache sich damit zum "Schutzherrn
der Asylbetrüger", meinte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky.
Faymann spreche damit eine "Einladung an alle aktuellen und künftigen
Asylerschleicher" aus, die Republik Österreich "an der Nase
herumzuführen." Und BZÖ-Generalsekretär Gerald Grosz forderte "ein
Ende der leidigen Debatte". Er befürchtet, dass "die SPÖ
unter Faymann wieder in die 'Ausländer Rein'-Linie der 90er Jahre"
zurückfalle.