Hoffnung
Fekter holt Zwillinge aus Kosovo zurück
16.10.2010
Den abgeschobenen Achtjährigen könnte eine baldige Rückkehr winken.
Asylberaterin Karin Klaric fährt jetzt mit schwerem Geschütz auf: Die Abschiebung der Zwillinge sei illegal erfolgt. Das Fremdenpolizeigesetz (Paragraf 72) schreibe sinngemäß vor, dass eine Familie nicht auseinandergerissen werden dürfe. Familie Komani müsse deshalb nach Österreich zurückkehren dürfen. Auch wenn ein Aufenthaltsverbot verhängt wurde.
Innenministerium prüft jetzt Rechtmäßigkeit
Seit der Abschiebung wird die Asyl-Beraterin nicht müde, den österreichischen Behörden diese Rechtslage zu erklären. Jetzt offenbar mit Erfolg. Das Innenministerium prüft jetzt die Vorgangsweise des Magistrats Steyr bei der Ablehnung des humanitären Aufenthalts auf seine Rechtmäßigkeit. Es seien Zweifel aufgetaucht, so Fekters Ministerium gestern, dass die von Amtswegen durchzuführende Prüfung überhaupt rechtens war. Heißt: Fekter will die Zwillinge wieder ins Land lassen. Jetzt könnte alles ganz schnell gehen.
Vater muss seine Mädchen täglich anlügen
Lokalaugenschein in Priština: Seit einer Woche fällt Nieselregen. Die Leute hier sind arm, die meisten bauen sich ihr Gemüse selbst an. Die Familie Komani ist bei einer befreundeten Familie in einem Vorort der Stadt untergebracht. Vater Augustin wirkt verängstigt. Er fürchtet, dass seine Kinder ihre Mutter lange nicht mehr sehen können. Es fällt ihm schwer, darüber zu sprechen, was passiert ist. Dass bewaffnete Polizisten in seine Wohnung eingedrungen sind und ihn und seine Kinder ins Gefängnis gesteckt und dann abgeschoben haben. Wie Schwerverbrecher.
Augustin Komani ist ein starker Mann. Dass er über die Vorfälle immer noch schockiert ist, steht ihm aber ins Gesicht geschrieben. Daniella und Dorentinya fragen ihn täglich, wann sie wieder zu ihrer Mama dürfen. Und in die Schule, zu ihren Freunden. Augustin muss seine Kinder dann jedes Mal anlügen.
Er erzählt ihnen, dass sie hier in Priština auf Urlaub sind. Und dass sie bald wieder zurückfahren werden. Die Kinder versuchen, es zu glauben. Um die Mädchen abzulenken, unternimmt er Ausflüge. Im Nieselregen. Die Kinder gehen hier nicht zur Schule. Denn Augustin hofft inständig, dass er bald wieder zurück kann. In Wien sind die Kinder noch nicht von der Schule abgemeldet, auch wenn ihre Plätze leer bleiben.
Augustin muss auch seine Frau anlügen. Sie liegt im Spital in Wien und ist wieder ansprechbar. Klaric hat ihr versucht beizubringen, was geschehen ist. Frau Komani begreift noch nicht, was mit ihren Liebsten geschehen ist. Sie will es noch nicht begreifen.