Im Visier
Fekter: "Männer wollen meinen Job"
21.07.2013Warum sie angefeindet wird und doch beste Chancen hat, im Amt zu bleiben.
Sie ist stur und aufbrausend. Sie polarisiert im In-und Ausland. Warum Finanzministerin Maria Fekter dennoch die schwarze "Geheimwaffe" ist.
Zwei Gesichter
Dass sie polarisiert wie kaum ein anderer in der rot-schwarzen Regierung, weiß auch Maria Fekter. "Von meiner Mutter habe ich gelernt, dass man es nie allen recht machen kann", sagt sie denn auch im ÖSTERREICH-Interview.
Derzeit - knapp zwei Monate vor der Nationalratswahl - wird sie wieder von Polit-Konkurrenz, aber auch echten "Parteifreunden" wieder besonders angefeindet. Sie sei "undiplomatisch, zu laut, zu unvorsichtig, zu quirlig", sagen ihre Kritiker.
Sie sei eine "Arbeiterin, eine loyale Parteisoldatin und ein wichtiges Asset für die ÖVP", kontern die Fans der VP-Finanzministerin.
Spindi pro Fekter
Und zu diesen gehört mittlerweile auch VP-Vizekanzler Michael Spindelegger.
Zwar wollte er vor einigen Monaten selbst ins Finanzministerium wechseln, mittlerweile weiß er aber, dass "Fekter mit ihrer Art eine extrem wichtige Flanke gegen die SPÖ für uns besetzt", wie ein VP-Spitzenmann erklärt.
Tatsächlich wird Fekter im VP-Wahlkampf auch eine Schlüsselrolle in der Auseinandersetzung mit der SPÖ spielen. Und nach der Wahl hat Fekter - laut VP-Insidern - die besten Chancen, Ministerin zu bleiben.
Sie selbst scheint ihre Gegner jedenfalls genau zu kennen: "Es sind Männer, die meinen Job wollen."
Maria Fekter: "Meine Tochter wurde wegen mir von Partys ausgeladen"
ÖSTERREICH: Es ist bereits Wahlkampf. Mussten Sie Ihren Urlaub auch streichen?
Maria Fekter: Nein, ich hatte von Anfang an nur wenige Urlaubstage eingeplant, da ich weiß, wie ein Sommer vor Wahlen ist. Ich habe ein paar Tage Urlaub in Tirol und zu Hause am Attersee geplant, wo ich dann abends in Salzburg sein kann und die Festspiele genießen kann. Aber die Arbeit hat für mich keine Sommerpause. ich muss Hypo, Lehrerdienstrecht und mehr verhandeln.
ÖSTERREICH: Kanzler und Vize haben eine Taskforce für das neue Lehrerdienstrecht eingerichtet. Sinnvoll?
Fekter: Dass der Kanzler und der Vizekanzler im Finale dabei sein wollen ist legitim.
ÖSTERREICH: Wie realistisch ist ein Gesetzesentwurf noch im Sommer? Immerhin ist die Gewerkschaft wieder auf die Bremse gestiegen?
Fekter: Wir haben relativ breite Bereiche außer Streit stellen können. Wir haben jetzt die AHS-Gewerkschafter um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Da werden noch Details verhandelt und da wird sich auch die Gewerkschaft bewegen müssen. Aber ich möchte, dass wir gemeinsam mit der Gewerkschaft einen Gesetzesentwurf zustande bringen. Und das ist möglich.
ÖSTERREICH: Wie sehen Sie die Ausgangslage der ÖVP in diesem Wahlkampf?
Fekter: Sehr gut. Die Stimmung ist gut, die ÖVP ist geeint. Wir haben gesagt, das Jahr 2013 wird das Jahr der ÖVP, und die Menschen spüren, dass das stimmt. Wir setzen auf Standort und Arbeitsplatzsicherung. In den vergangenen Jahren hat Kanzler Faymann den Wirtschaftsstandort vernachlässigt und massiv gefährdet.
ÖSTERREICH: Es ist ein Klassenkampf im Gang. Befürchten Sie nicht, dass die ÖVP mit ihrem Nein zu neuen Vermögenssteuern als eiskalte Neoliberale übrig bleiben?
Fekter: Nein. Klassenkampf ist eine Methode aus dem vorherigen Jahrhundert. Und der Klassenkampf hat uns damals in große Konflikte gestürzt. Ich bin entsetzt, mit welcher Schamlosigkeit jetzt wieder die Gesellschaft gegeneinander aufgehetzt wird.
ÖSTERREICH: Wer "hetzt"?
Fekter: Die SPÖ hetzt, und zwar konkret gegen gewisse Berufsgruppen und Leistungsträger, die dazu beitragen, dass sich Wohlstand vermehrt und überhaupt umverteilt werden kann. Diese Hetze goutiere ich gar nicht. Die SPÖ soll schauen, wohin diese Hetze und dieses Schüren von Neidgefühlen schon einmal geführt haben. Ich halte das für eine sehr gefährliche Strategie.
ÖSTERREICH: Vergleichen Sie das jetzt mit den 1930er-Jahren?
Fekter: Der Klassenkampf hatte bereits mit dem Aufstieg des Kommunismus begonnen.
ÖSTERREICH: Sie sind das ideale Feindbild für die SPÖ.
Fekter: Ja. Es gibt allerdings viele SPÖ-Wähler, die die klare Linie der Fekter schätzen. Andere kommen mit meiner direkten Art nicht klar. Aber jeder weiß: Wenn ich mich einer Arbeit annehme, erledige ich sie gut. Und meine Mutter hat mir beigebracht, dass man es nie jedem recht machen kann.
ÖSTERREICH: Sie werden teilweise auch von Parteifreunden und Medien kritisiert und als Ablösekandidatin gehandelt. Ist Ihnen das egal?
Fekter: Intrigen sind einem nie egal. Vor Neid und Neidern ist man nie gefeit. Ich habe als Finanzministerin eine hohe Position. Und natürlich wollen einige meinen Job haben. Aber der Vizekanzler vertraut meiner Arbeit und mir. Und viele Menschen sagen mir: "Frau Fekter, machen Sie ja weiter."
ÖSTERREICH: Sie wollen Finanzministerin bleiben?
Fekter: Ich mache meine Arbeit gerne. Aber darüber wird letztlich der Wähler entscheiden.
ÖSTERREICH: Sie waren Staatssekretärin, als Johanna Dohnal Frauenministerin war. Hatten Sie damals Verständnis für Dohnals hartes Auftreten?
Fekter: ich hatte Dohnals Politik damals abgelehnt. Ich war seinerzeit zu 100 Prozent auf Parteilinie, wonach man Quoten ablehnt und die Emanzenfrage kein politisches Thema sei. Ich kam ja aus der Wirtschaft, wo ich als Chefin akzeptiert war und keine gläserne Decken kannte
ÖSTERREICH: Die Sie in der Politik kennenlernten?
Fekter: Ja, in der Politik habe ich das dann erlebt, wie man als Frau immer noch zweitplatziert wurde und die Ellbogen der Männer spürte. Es ist kein Zufall, dass nun drei weibliche Ministerinnen (Anmerkung: Fekter, Justizministerin Karl und Bildungsministerin Schmied) als Ablösekandidatinnen lanciert werden. Diese Intrigen werden von Männern gesteuert. Und raten Sie mal: Alle, die meinen Job wollen, sind auch Männer.
ÖSTERREICH: Hatte Dohnal doch recht?
Fekter: Ja, das muss ich ihr posthum zugestehen. Dohnal war ihrer Zeit voraus. Und sie musste wohl so grob auftreten, um was weiterzubringen, sonst hätte sich nichts verändert.
ÖSTERREICH: Würden Sie Ihrer Tochter raten, in die Politik zu gehen?
Fekter: Nein, ich habe es ihr abgeraten und sogar untersagt. In ihrer Studienzeit habe ich ihr gesagt: Du musst zuerst einen Beruf erlernen und dich unabhängig in der Privatwirtschaft bewähren. Dann kannst du immer noch entscheiden.
ÖSTERREICH: Ist Ihre Tochter an Politik interessiert?
Fekter: Ja, sehr. Aber sie ist zu ihrem eigenen Schutz nach München gegangen. In München kümmert es niemanden, dass sie Fekter heißt. Da wird sie weder gehindert noch protegiert.
ÖSTERREICH: Haben negative Berichte über Sie Ihre Tochter belastet?
Fekter: Absolut. Erinnern Sie sich, wie ich als innenministerin als Scheusal dargestellt wurde. Natürlich hat ihr das wehgetan, weil sie ja wusste, dass ich anders bin. Teilweise haben sich Freunde von ihr abgewandt. Sie wurde auf Partys nicht mehr eingeladen oder sogar wieder ausgeladen. Das ist für ein Kind schon sehr belastend. Und die Sippenhaftung wurde eigentlich schon unter Maria Theresia abgeschafft.
ÖSTERREICH: Haben Sie in solchen Momenten denn dann nie an Rücktritt gedacht?
Fekter: Ich bin eine Kämpfernatur, gestalterisch und sehr fleißig. Meine Devise ist, dass sich am Ende des Tages trockene, gute Arbeit und nicht Intrigen lohnen. Ich habe nie eine Blutspur hinterlassen, habe nie intrigiert. Ich bin mir selbst immer treu geblieben. Darauf bin ich stolz. Ich gebe nicht auf.
Autor: I. Daniel