In der Steiermark fliegen die Fetzen. Die Schwarzen revanchieren sich für die "genetisch bedingte Krebszelle" und nennen den roten Geschäftsführer Vukan "Micky-Maus-Ahmadinejad".
Rund einen Monat vor der steirischen Landtagswahl am 26. September legte die ÖVP eine "unrühmliche" Bilanz der Ära des ersten SPÖ-geführten Kabinetts seit 60 Jahren unter Landeshauptmann Franz Voves: Klubchef Christopher Drexler warf am Dienstag Voves sieben Sünden - Streit, Wortbruch, Stiftungsaffäre, Gemeindeskandale, Lachnummer in Wien, politische und sprachliche Unkultur, Parteibuch statt Qualifikation - vor. "Voves als einziges Asset der SPÖ ist im Schwinden", war sich Drexler sicher.
"Wasser predigen und Wein trinken"
Der ÖVP-Klubobmann
war ausgerückt, um - wie schon wiederholt in der Vergangenheit - gegen den "derzeit
amtierenden" Landeshauptmann vom Leder zu ziehen: Er habe "Streit
und Hader in die Landesregierung gebracht", habe den Wortbruch zum
politischen Prinzip erhoben und lebe, wie die Stiftungsaffäre zeige, nach
dem Prinzip "Wasser predigen und Wein trinken".
Steiermark als " Lachnummer in Wien"
Drexler listete
eine Reihe von "Gemeindeskandalen" auf, hinter der "eine
beispiellose Freunderlwirtschaft" stehe. Ann Beispielen wie Koralmbahn-
und Spitälerschließungsdebatte vermeinte er erkennen zu können, dass Voves
die Steiermark zur Lachnummer in Wien gemacht habe.
"Genetisch bedingte Krebszelle"
Nicht goutiert wird
vom ÖVP-Politiker auch Voves' politischer und sprachlicher Stil: Die
Landtagsabgeordneten seien von ihm als "Deppen" bezeichnet worden,
für den politischen Mitbewerber habe es Bezeichnungen wie "Kettenhunde",
"genetisch bedingte Krebszelle" oder "zerstörerische Kräfte"
gegeben. Auch im Wahlkampf würde für sprachliche Entgleisungen und "weitgehend
sinnfreie Zitate" auf "Local Hero"-Accessoires ("Nimm a
Cola und schleich di", "Aussa mitn Gel aus die Hoar") sogar
Kultstatus beansprucht. Schließlich glaubte Drexler unter Verweis auf die
Besetzung von Spitzenposten in der Landesverwaltung die Losung "Parteibuch
statt Qualifikation" ableiten zu können.
Vukan als "Micky-Maus-Ahmadinejad"
Am Rande bekam auch
SPÖ-Geschäftsführer Anton Vukan von Drexler die wenig schmeichelhafte
Bezeichnung "Micky-Maus-Ahmadinejad": Von den fortwährenden
Attacken in Sachen "Stiftungsaffäre" genervt, hatte dieser in
der "Kleinen Zeitung" vom Dienstag gemeint: "Wir wollen
niemanden beschmutzen. Aber falls es allzu schlimm wird gegen uns, haben wir
noch etwas im Talon." Auch wenn der SPÖ keine Schublade zu tief wäre,
sei er, Drexler, sich sicher, dass die SPÖ nichts in der Hand habe. Vukan
solle daher die "leeren Drohungen und Erpressungsversuche"
einstellen.
SPÖ kontert umgehend
Erwartungsgemäß nicht auf sich
sitzen lassen hat die SPÖ den Frontalangriff von Drexler auf Voves und
Vukan. Reagiert wurde auf Klubebene durch Obmann Walter Kröpfl. Seine
Gegenexpertise: Unter Voves sei in der Steiermark "so viel weiter gegangen
wie schon lange nicht", die Bilanz der Regierung Voves I kann sich mehr als
sehen lassen".
Kröpfl führte es auf den Umstand zurück, dass die ÖVP weder Themen noch Argumente und Erfolge habe, wenn sich Drexler eine halbe Stunde lang mit Voves befasse. Tatsache sei, dass in den vergangenen fünf Jahren trotz "permanenter ÖVP-Bremserei" sehr viel umgesetzt wurde, so der SPÖ-Klubchef. Er sei überzeugt, dass das von den Wählern am 26. September auch so gesehen werde. Verwundert zeigte Kröpfl auch über den verbalen Stil Drexlers, der das, was er der SPÖ vorwerfe, eben selbst praktiziere.