Thema in der heutigen ZIB2 war vor allem das Abschneiden der Kandidaten in der ORF-Elefantenrunde.
Die Analyse der Elefantenrunde im ORF nahm Peter Filzmaier vor, der heute bei Armin Wolf in der ZIB2 zu Gast war.
Grüne
Insgesamt sei es eine grottenschlechte Krisenkommunikation der Grünen gewesen. Laut Filzmaier war das Ziel der Grünen, Schilling als Kontrapunkt zu den anderen Parteien zu positionieren. Schilling habe sich heute sehr gut bei den Themen Umwelt und Klima geschlagen. Das große Problem der Grünen sei, dass ihnen im Wahlkampf das meistdiskutierte Thema wegfällt: die Kontrolle der Mächtigen. Allein dadurch könnte die Partei ein bis zwei Mandate verlieren, was man Schilling sozusagen ausbaden lassen ließe.
SPÖ
Schieder nehme beim Renaturierungsgesetz eine klare Rolle ein, nämlich: „Wir sind Vorreiter“. Die logische Strategie der SPÖ sei es, enttäuschte Grünwähler abzuwerben, nach dem Motto „Wir sind das geringste Übel“. Im Gegensatz zu 2019 habe sich Schieder nicht egomanisch als Person in den Mittelpunkt gerückt, vor allem hat er die Themen Umwelt und Wirtschaftsthema miteinander zu verknüpfen versucht. Damit schiele er nicht nur auf enttäuschte Grünwähler, sondern auch auf enttäuschte ÖVP-Wähler.
NEOS
Klarster Standpunkt der NEOS mit Brandstätter als Spitzenkandidat sei die Weiterentwicklung der EU gewesen, worunter auch das Thema EU-Armee falle. Sollten die NEOS ein zweistelliges Ergebnis schaffen, wären sie damit sehr glücklich. Und auch wenn das Thema Teuerung bei ihrer Klientel nachteilig ausfalle, seien die Umfragewerte zuletzt sehr gut gewesen. Man hoffe auf eine Wählerwanderung von Grün und Schwarz.
FPÖ
FPÖs Vilimsky sei mit Ausdrücken wie „Österreichbeschmutzer“ heute auf der falschen Seite der Gürtellinie gewesen, nämlich darunter. Überdies habe er den anderen Kandidaten unterstellt, nicht für den Frieden zu sein, sondern das Töten in der Ukraine zu fördern. Seine Rhetorik sei typisch für Diskurszerstörung gewesen und er habe sich zudem einer harten, lauten Sprache bedient. In Österreich gebe es EU-Befürworter und EU-Skeptiker bzw. EU-Gegner, wobei die FPÖ auf Letztere ein „Monopol“ habe. Es sind 40 Prozent gegen die EU im Land, also spreche die FPÖ sehr viele Wähler an. Unter den Meinungsforschern gebe es zwei Denkschulen: 1. Die FPÖ landet mit 30 Prozent oder mehr auf Platz eins. 2. Die FPÖ muss es schaffen, ihre Wähler überhaupt einmal zu mobilisieren, wählen zu gehen. Fakt sei jedenfalls, dass es eine Menge Empörte in der Wählerschaft gebe.
ÖVP
Für die ÖVP und Lopatka sei Migration das große Thema gewesen. Nach der letzten Wahl unter Kurz sei das Ziel von Lopatka jetzt vor allem: Schadensbegrenzung. Die Partei könne gar zehn Prozent und mehr verlieren. Es sei gut möglich, dass etliche Wähler zur FPÖ übergehen oder gar daheimbleiben, weil sie enttäuscht sind. Im Wahlkampf hätte man primär alte Kurz-Themen wieder aufgewärmt. Die ÖVP könnte durchaus von Platz eins auf 3 abrutschen – nicht nur bei der EU-Wahl, auch bei der Nationalratswahl. Das würde wohl zu einer Sinnkrise führen. Die Begeisterung für eine echte Alternative zu Nehammer sehe Filzmaier kaum vorhanden.