Wien
Flüchtlinge bleiben in Kunst-Uni
30.10.2013
24 Flüchtlinge haben Akademie der Bildenden Künste besetzt.
Die bis Mittwoch im Wiener Servitenkloster untergebrachten Flüchtlinge wollen ihren Protest gegen das österreichische Asylwesen nun von der Akademie der Bildenden Künste aus fortsetzen. Das erklärten Vertreter der Gruppe sowie ein Unterstützer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in der Aula der Universität. Weiterhin fordern sie eine gemeinsame Unterkunft, die angebotenen Einzelquartiere wollen sie nicht akzeptieren, betonten sie dabei erneut.
Flüchtlinge bleiben in Kunst-Uni
Die Flüchtlinge hatten zunächst die Votivkirche besetzt und zogen dann in das Servitenkloster. Aus diesem müssen sie spätestens heute wegen notwendiger Renovierungsarbeiten ausziehen. Am Dienstagabend sind die Refugees dann nach einer Diskussionsveranstaltung in der Akademie geblieben und haben um Schlafsäcke und Matratzen gebeten. Fürs erste wollen sie hier auch bleiben, biete sich in der Akademie doch die Möglichkeit für den öffentlichen Protest. Laut Jakob Krameritsch, Lehrender an der Akademie und ein Unterstützer der Refugees, gebe es im Gebäude Platz für die 24 Flüchtlinge. Wichtiger sei jedoch die Möglichkeit des gemeinsamen Protestraumes. Bei der Pressekonferenz kritisierten die Sprecher mit Verweis auf Lampedusa auch die Asylpolitik der EU.
Wie lange die Flüchtlinge nun in den Uni-Räumlichkeiten bleiben wollen, ist unklar. Mir Jahangir erklärte, es gebe "kein Limit". Sie wollen weiterhin alle gemeinsam untergebracht werden, da sie Abschiebungen befürchten, wenn sie aufgeteilt werden. Auch das Angebot eines Raumes lediglich für Versammlungen lehnen sie derzeit ab: "Wir haben genug Plätze für ein Zusammentreffen, wir müssen aber zusammenleben."
Quartiersuche
Die Caritas Wien bekräftigte unterdessen, dass sie "keinen der Refugees unversorgt auf die Straße setzt". Alle hätten vom Fonds Soziales Wien (FSW) einen Platz zugesichert bekommen, erklärte der Generalsekretär der Caritas Wien, Klaus Schwertner.
"Wir führen seit Wochen und Monaten Gespräche und bereiten sie auf den Auszug vor. Ich war sehr betroffen über ihre Verzweiflung und teilweise ihren schlechten psychischen Zustand." Die monate- und teils jahrelange Ungewissheit, ob sie bleiben können oder nicht, mache "kaputt".
"Wir hätten uns gewünscht, dass wir ein gemeinsames Quartier finden, wo alle Flüchtlinge weiterhin gemeinsam wohnen können." Ein solches sei aber bis jetzt nicht gefunden worden. Die Refugees haben durch ihren Protest erstmals selbst auf ihre Anliegen im Asylbereich aufmerksam gemacht. Dies habe viele Menschen irritiert, räumte Schwertner ein. "Verzweiflung ist kein guter Ratgeber", meinte er sowohl in Richtung der Betroffenen als auch der Bevölkerung. Laut Schwertner könnte nun zumindest ein Versammlungsraum zur Verfügung gestellt werden. Dort würden sie zwar nicht gemeinsam wohnen, aber weiterhin für ihre Anliegen eintreten können. Ob sie dieses Angebot annehmen, entscheiden die Flüchtlinge.
Der Grundversorgungsauftrag der Caritas im Servitenkloster endet am Mittwoch. In der Akademie der Bildenden Künste sei man derzeit nicht vor Ort, so Schwertner.
Interview mit Flüchtling Mir Jahangir (26)
ÖSTERREICH: Warum haben die Flüchtlinge die Akademie besetzt?
Mir Jahangir: Wir brauchen einen Ort an dem wir gemeinsam sein können. Im Servitenkloster können wir ab heute nicht mehr bleiben und es gibt nur Einzelunterkünfte ab jetzt. Aber dann können wir unseren Protest nicht weiterführen, dann kann man uns still abschieben. Man will nicht, dass wir zusammenbleiben, da macht auch die Caritas mit.
ÖSTERREICH: Bis jetzt hat die Caritas für die Unterbringung gesorgt. Warum soll sie plötzlich gegen die Flüchtlinge arbeiten?
Jahangir: Für uns sind die Caritas und das Innenministerium das gleiche. Die Caritas hat gesagt, dass es keine gemeinsame Unterkunft für uns gibt. Das glaube ich aber nicht. Man will uns trennen.
ÖSTERREICH: Und deshalb jetzt die Besetzung?
Jahangir: Wir wurden dazu gezwungen hierher zu kommen, es gibt sonst nichts wo wir gemeinsam sein können. Hier wollen wir Sicherheit vor Abschiebungen haben.
ÖSTERREICH: Wie lange wollen die Flüchtlinge in der Akademie bleiben?
Jahangir: So lange es nötig ist. Bis wir etwas für uns alle gefunden haben. Wir wollen nicht auseinandergerissen werden.
Interview: Gregor Plieschnig