Caritas will Lösung finden
Flüchtlinge campen in Votivkirche
18.12.2012
Pfarrer Joseph Faruggia wertete die Aktion der Flüchtlinge als Besetzung.
Die Verhandlungen in der von Asyl-Aktivisten besetzten Votivkirche könnten über die Nacht andauern. Man habe sich in einer ersten Runde darauf geeinigt, in jedem Fall eine Lösung zu finden, sagte Caritas-Sprecher Klaus Schwertner. Vorerst sollen die Asylwerber in der Kirche bleiben. Mit einem Polizeieinsatz rechnete am späten Abend niemand mehr, bereits zuvor gerufene Einsatzkräfte waren schon vor Stunden abgezogen worden.
"Die Kirche ist ein Ort des Schutzes, ein Ort der Zuflucht", so der Sprecher der Caritas. Dafür garantiere man. Verhandelt werde mit Vertretern der Asylwerber nun so lange, bis ein Durchbruch erzielt sei. Es gehe vor allem darum, Deeskalation zu betreiben. "Wir nehmen die Ängste und Sorgen wahr."
Eine Gruppe von rund 20 Asylwerbern und ihren Unterstützern hatte sich bereits am Dienstagvormittag in der Votivkirche niedergelassen, später war seitens der Polizei von 60 bis 70 Personen die Rede. In einer Ecke wurde ein Bettenlager aufgebaut sowie Verpflegung bereitgestellt. Die Aktivisten fordern unter anderem eine grundlegende Änderung der Asylgesetzgebung. Aber auch über die Ziele war man untereinander am Abend noch uneins.
Sämtliche Besetzer stammen aus dem bereits vor Wochen im Votivpark eingerichteten Zeltlager. Ein Temperaturunterschied zwischen diesem und dem Inneren des Gotteshauses war allerdings nicht wahrnehmbar.
Mit Beginn des Zeltlagers habe Pfarrer Faruggia angeboten, Kirchengrund rund um den Neugotikbau an der Ringstraße zu verwenden und auch die Kirche selbst zum Gebet zu nützen, erklärte er. Dass sich plötzlich eine Protestgruppe mit Transparenten in der Kirche eingefunden habe, komme für ihn überraschend und sei nicht abgesprochen gewesen, so Faruggia.
Übernachtungsverbot
Eine Übernachtung in der Votivkirche will der Pfarrer nicht gestatten. Es gelte jede Art von Vandalismus zu verhindern, den Faruggia zwar nicht erwartet. Es sei jedoch derzeit nicht genau auszumachen, wer aus welchen Gründen sich in der Kirche aufhalte.
Die Flüchtlinge ihrerseits begründeten die Aktion damit, dass die Politik ihre Forderungen nicht gehört habe. Deshalb hätten sie "Schutz in der Votivkirche gesucht". Als ihre Forderungen nannten sie unter anderem Grundversorgung für alle Asylwerber unabhängig von ihrem Rechtsstatus, freie Wahl des Aufenthaltsortes sowie die Anerkennung von sozioökonomischen Fluchtmotiven neben den bisher anerkannten Fluchtgründen.