Asyl

Flüchtlinge: Duzdar kritisiert Sobotka und Kurz

13.08.2016

Staatssekretärin wirft dem Innenminister Säumigkeit vor.

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© TZ ÖSTERREICH
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Staatssekretärin Muna Duzdar (SPÖ) wirft dem auf eine Asyl-Notverordnung drängenden Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) Säumigkeit vor. Es wundere sie, "dass der Innenminister alle zwei Wochen in die Öffentlichkeit geht und diese Sonderverordnung fordert, zumal er doch für die Umsetzung zuständig ist", sagte sie am Samstag in der Ö1-Radioreihe "Im Journal zu Gast". Vieles sei noch nicht geklärt.

"Nach wie vor ist es so, dass einmal die Voraussetzungen geschaffen werden müssen, damit diese Verordnung überhaupt funktionieren kann. Nach wie vor ist es so, dass wir rechtliche Fragen haben, die nicht geklärt sind", sagte Duzdar. "Es ist rechtlich noch immer unklar, ob Österreich Flüchtlinge nach Ungarn abschieben darf. Und darüber hinaus ist es die Realität, dass Ungarn keine Flüchtlinge zurücknimmt." Für den Abschluss entsprechender Vereinbarungen sei Sobotka zuständig.

Dass SP-Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil als ihr Parteikollege dies anders sehe, ließ Duzdar nicht gelten. Doskozil habe von technischen Voraussetzungen für die Sonderverordnung gesprochen. "Ich spreche von rechtlichen Voraussetzungen und praktischer Umsetzbarkeit."

Kritik auch an Kurz

Kritik übte sie auch an Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP). Um Fluchtbewegungen einzudämmen, brauche es Hilfe vor Ort. Hier sei viel zu wenig passiert, es brauche Sonderprojekte mit dem UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR. Auch Österreichs Ausgaben für die Entwicklungszusammenarbeit seien zu gering.

Nicht zustimmen wollte Duzdar der Diagnose, dass die Zusammenarbeit mit der ÖVP generell nicht funktioniere. Es gehe hier um "bestimmte Personen in der ÖVP", sagte sie auf das Thema Mindestsicherung angesprochen. "Dazu muss man sagen, das geht schon sehr stark von einem Herrn (Klubobmann Reinhold, Anm.) Lopatka aus."

Sobotka: Kein systematischer Missbrauch

Innenminister Sobotka legte indes die Bilanz von neun Jahren Arbeit der Kontrollgruppe zur Missbrauchsbekämpfung bei der Grundversorgung von Asylwerbern vor. Es habe mehr als 44.000 Kontrollen gegeben, 380 Festnahmen und 6.700 Anzeigen, gab er bekannt. Bei mehr als 90 Mio. Euro wurde ein unrechtmäßiger Bezug aufgedeckt. Dies seien "beachtliche Mengen", es gehe aber nicht um systematischen Asylmissbrauch, betonte der Minister im "Mittagsjournal".
 

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