Fast 10.000 Flüchtlinge drängten am Freitag in Richtung Österreich.
Der Grenzübergang Spielfeld, Donnerstagabend: Tausende Flüchtlinge drängen von Slowenien nach Österreich, der Druck wird immer größer. Dicht aneinander stehen die Menschen im Korridor vor der Sammelstelle, es gibt keinen Platz und noch weniger Luft.
Zuerst Steinwurf, dann Soldaten in Schutzmontur
Folge: Die Emotionen gehen hoch, die Menge bewegt sich. Zuerst nur langsam, dann forscher. Einige durchbrechen die Absperrung, ein Polizist wird von einem Stein getroffen, und die Lage eskaliert. Soldaten in CRC-Schutzausrüstung („Crowd and Riot Control“) marschieren auf. „Die Soldaten trugen Helme und Plexiglas-Schilder“, bestätigt Michael Bauer vom Bundesheer ÖSTERREICH. Nach 50 Minuten entspannte sich die Lage. Wie ernst es wirklich war, ist aber auf einem Video dokumentiert (siehe oben).
Freitag, keine 24 Stunden später: Über Nacht war Spielfeld mit 4.200 Flüchtlingen an seiner Kapazitätsgrenze, jetzt sind es wieder Tausende hier, und der Druck wächst wieder. Auf slowenischer Seite in Šentilj warten 4.500 Menschen auf die Einreise. „1.500 stehen direkt vor der Sammelstelle. Werden es mehr, müssen wir die Schleusen öffnen“, sagt die Polizei um 14 Uhr zu ÖSTERREICH. Und wieder überschlagen sich die Ereignisse: Einige Flüchtlinge wollen zur Autobahn A 9 durchbrechen, die von der Sammelstelle mit Stacheldraht getrennt ist. „Polizisten konnten das gerade noch verhindern“, so Polizeisprecher Leo Josefus zu ÖSTERREICH. Trotz der zugespitzten Lage lief der Weitertransport der Schutzsuchenden ungehindert weiter: Alleine am Freitag fuhren Bundesheer, Post und private Dienstleister 186 Busse mit je 50 Flüchtlingen in Not- und andere Quartiere.
Planung für den Grenzzaun, Spannung vor Berlin-Gipfel
Im Hintergrund läuft die Planung für den Grenzzaun in Spielfeld auf Hochtouren. Die zuständigen Ministerien tagten am Freitag erneut zur Asylkrise. Gerüchte, dass Deutschland die Grenzen schließen wolle, bestätigten sich nicht. Mit Spannung wird der deutsche Asylgipfel dieses Wochenende in Berlin erwartet, der direkte Folgen für Österreich haben könnte.
Erneut brenzlig in Spielfeld könnte es heute Mittag werden: Unter dem Motto „Für ein besseres Österreich – Menschenkette“ wollen Hunderte auf die Straßen gehen.
Österreich: 63.000 Asylanträge und 26.000 Asylentscheidungen
Spielfeld ist an der „Belastungsgrenze“, und ein Ende ist nicht in Sicht: Binnen der letzten zwei Wochen kamen 105.000 Flüchtlinge im Transitland Slowenien an, Freitagfrüh hielten sich dort 11.000 Flüchtlinge in Aufnahmezentren auf, mittags drängten 4.500 Migranten nach Österreich. Die Zahl der Asylanträge in Österreich stieg heuer auf 63.000, mehr also doppelt so viel wie noch 2014. Die Zahl der Asylentscheidungen kletterte auf 25.974, im ersten Halbjahr erhielten 34 % der Fälle Asyl.
Natürlich hat oe24 die Geschehnisse live mitverfolgt. Hier ist der Liveticker zum Nachlesen.