Der neue Leitantrag erhielt eine große Mehrheit.
Die Ära von Rudolf Hundstorfer als ÖGB-Präsident ist mit dem heutigen Tag endgültig zu Ende. Erich Foglar ist seit Donnerstag offiziell neuer ÖGB-Präsident. Beim Bundeskongress in Wien stimmten 88,9 Prozent der Delegierten für den ehemaligen Metaller-Chef. Zu seinen Stellvertretern wurden FCG-Chef Norbert Schnedl mit 90,88 Prozent und die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Sabine Oberhauser mit 92,77 Prozent gewählt. Der Chef der Christgewerkschafter erreichte vor zweieinhalb Jahren 67,2 Prozent, Oberhauser kandidierte erstmals und ersetzt Roswitha Bachner.
Foglar überbot das Ergebnis seines Vorgängers Rudolf Hundstorfer, der 2007 mit 81,3 Prozent zum Präsidenten gewählt wurde. Dieses Mal erhielten nur Wolfgang Katzian und Dwora Stein weniger Zustimmung von den Mitgliedern.
Unspektakuläre Wahl
Schon das Kandidaten-Hearing war wie der
gesamte dreitägige Kongress völlig unspektakulär verlaufen. Jeder der 21
Vorstandskandidaten für ebenso viele Plätze musste gerade einmal eine der
von den Delegierten eingesandten und nach Zufallsprinzip ausgewählten Fragen
beantworten. Einzig FSG-Chef Wolfgang Katzian durfte zwei Mal ran, da die
Frage nach dem Abschneiden von Austria Wien in der kommenden Meisterschaft
als für einen Gewerkschafter nicht ausreichend relevant erachtet wurde.
Anlass für die Frage war wohl, dass Katzian im Nebenjob Präsident des
Fußball-Bundesligisten ist.
Hundstorfer
Für Hundstorfer war dieser Wechsel Anlass, dem
ÖGB-Bundeskongress in der Wiener Messe schnell noch einen Besuch abzustatten
und seinem Nachfolger viel Glück zu wünschen. Dieser dankte es ihm
überschwänglich: Hundstorfer wurde mit der höchsten Auszeichnung geehrt, die
der ÖGB zu vergeben hat, der Johann Böhm-Plakette. Hundstorfer gab
die Führung des ÖGB ab, nachdem er nach den Nationalratswahlen 2008
Sozialminister wurde.
Witz in "beschissener" Lage
Foglar meinte zur
Präsidentschaft Hundstorfers, dessen Amtszeit sei die kürzeste, wohl aber
die intensivste gewesen. Als größte Gabe seines Mentors sieht es der
künftige ÖGB-Chef, dass er selbst in der schwierigsten Zeit rund um den
BAWAG-Verkauf nie seinen Humor verloren hat: "Wenn's am beschissensten
war, hast gelächelt, hast einen Witz gemacht." Das sei immer
wieder die Initialzündung gewesen, um wieder entschlossen weiter zu machen.
Unterstützung statt Gegnerschaft
Dass Hundstorfer nun als
Sozial- und Arbeitsminister tätig ist, bedeutet für Foglar eine besondere
Freude. Man habe hier auch Verständnis, dass er als Ressortchef
Koalitionszwängen unterliege. Daher seien Forderungen wie die nach einer
Erhöhung des Arbeitslosengeldes nicht gegen den Minister gerichtet, sondern
sollten zu dessen Unterstützung dienen.
Kein Pfusch bei Pensionsreform
Hundstorfer hatte in seiner
Eröffnungsansprache zum dritten und letzten Kongresstag betont, dass der
soziale Dialog gefragter sei denn je. Er versprach, dass es bei den
Pensionen "keinen Huschpfusch" geben werde. Bezüglich der Zukunft
der Hacklerregelung und weiteren Reformen in diesem Bereich versicherte
Hundstofer, dass man "sehr, sehr gemeinsam sozialpartnerschaftlich"
vorgehen werde.