Blaues Wunder
FPÖ erstmals Nummer 1 in der Steiermark
29.09.2013
Die Reformpartner SPÖ/ÖVP mussten schwere Verluste hinnehmen.
In der Steiermark hat die FPÖ bei der Nationalratswahl erstmals Platz 1 erreicht, auch in Graz, der überproportionale Erfolg geht vor allem zulasten der SPÖ-ÖVP-"Reformpartner". Landeshauptmann Franz Voves (SPÖ) und Vize Hermann Schützenhöfer (ÖVP) halten dennoch an den Reformen fest - es handelte sich um eine Bundeswahl, wenngleich man die Ergebnisse genau analysieren wolle. Das stärkste Ergebnis erzielte auch "Lokalmatador" Frank Stronach, den Grünen rettete Graz ein passables Ergebnis.
SPÖ und ÖVP verloren in der Steiermark jeweils über fünf Prozentpunkte (5,62 bzw. 5,14 Prozentpunkte) und kamen mit 24,03 und 20,75 Prozent hinter den Freiheitlichen zu liegen, die mit einem Plus von 7,36 Prozentpunkte 25,10 Prozent der Stimmen erreichten. Bundesweit das beste Ergebnis erzielte Newcomer Frank Stronach, der mit 10,07 Prozent die Grünen mit 9,61 Prozent (plus 1,73 Prozentpunkte) auf Platz vier verwies. Die NEOS kamen auf 3,69 Prozent, die KPÖ auf 1,75 Prozent (plus 0,49 Prozentpunkte). Das BZÖ wurde von 13,50 auf 3,96 Prozent zurückgestutzt.
Reformpartner
Unterschiedlich werden die Auswirkungen der Reformen, insbesondere der geplanten Gemeindefusionen auf das Ergebnis von SPÖ und ÖVP interpretiert. Fakt ist, dass die Verluste in den betroffenen kleinen Gemeinden vor allem für die ÖVP, aber auch für die SPÖ überproportional waren. Die FPÖ rückte vielfach auf Platz eins. Ein deutliches Minus setzte es für die SPÖ aber auch in den Industriestädten.
Der steirische Landeshauptmann Franz Voves sprach angesichts des schlechtesten Ergebnisses von einem Denkzettel an die Bundesregierung räumte aber ein, dass der steirische Beitrag "traurig" sei. Man müsse sich auf das Kernklientel wie die Arbeiter neu einstellen. Als eine Auswirkung der Reformen, insbesondere der Gemeindefusionen, wollte er das schlechte Abschneiden nicht sehen: "Die Reformpartnerschaft wollen wir ins Ziel bringen."
ÖVP-Landeschef Hermann Schützenhöfer sprach von einem "schmerzlichen Ergebnis für beide Reformpartner", das aber "nichts mit den Reformen zuallererst zu tun hat". In der Fläche hänge der Misserfolg mit der bundespolitischen Großwetterlage zusammen und einer hier traditionell starken FPÖ.
Für die Freiheitlichen freute sich der Spitzenkandidat Mario Kunsek über ein "blaues Wunder, das eingetreten ist": Die Reformpartnerschaft habe mit Gemeindefusionen, Pflegeregress, Spital- und Schulschließungen auf das falsche Pferd gesetzt. Parteiobmann Gerhard Kurzmann stellte fest, dass "die Entsolidarisierung der Funktionärsschichten bei ÖVP und SPÖ überdimensioniert gewesen ist". Besonders erfreulich seien das gute Ergebnis auch in der Industrieregionen der Mur-Mürz-Furche oder im Speckgürtel um Graz.
Sehr zufrieden zeigte sich Landesobfrau Waltraud Dietrich mit dem steirischen Ergebnis, bei dem das Team um Frank Stronach offenbar den Heimvorteil ihres Gründers lukrieren konnte. Man habe beide Wahlziele, zweistellig zu werden und das beste Bundesländer-Ergebnis einzufahren, erreichen können. Das steirische Ergebnis sei durch "die Reform-Zwillinge" mitverursacht, "die über das Ziel hinausgeschossen haben und gut beraten wären unzudenken".
Die Wahlbeteiligung lag mit 66,20 Prozent deutlich unter dem Wert von 2008 (72,02 Prozent).