Ex-Rechnungsprüfer

FPÖ-Politiker: "Partei war zum Teil ein Selbstbedienungsladen"

25.09.2019

Gerüchte um Straches unsaubere Abrechnungen habe es in der Partei schon länger gegeben.

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© APA/ Leodolter
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Wien. Der steirische FPÖ-Landtagspräsident Gerhard Kurzmann hat sich am Mittwoch in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung" zu den Spesenvorwürfen gegen Heinz-Christian Strache geäußert. Rund um den ehemaligen Parteichef habe es immer Gerüchte unsauberer Geldverwendung gegeben, sagte er. Die FPÖ sei "zum Teil ein Selbstbedienungsladen gewesen", berichtete der ehemalige FPÖ-Rechnungsprüfer.

Bis 2015 war Kurzmann laut dem Interview in den Führungsgremien der Bundespartei. "Ich habe schon davor in der Ära von Jörg Haider erlebt, dass vieles, was erst später aufgekommen ist, einfach nicht sauber war im Sinne einer politischen Ethik", sagte er jetzt. Seinen Angaben zufolge hätten Spitzenpolitiker mit Steuergeld Ausflüge bezahlt und sich Kleidung gekauft. "Haider war zu Beginn in Ordnung. Aber irgendwann hat er seinen Weg verlassen. Macht und Geld korrumpieren", so Kurzmann. Auch bei Strache habe es immer wieder Gerüchte gegeben. In seiner Zeit seien diese Gerüchte allerdings "nie Thema einer offiziellen Sitzung" gewesen, beteuerte Kurzmann im Gespräch mit der "Kleinen Zeitung".

"Grundproblem aller politischen Parteien" 

Als "Grundproblem aller politischen Parteien" nannte Kurzmann sogenannte Extra-Fonds, aus denen "bestimmte Dinge rausgezahlt werden". Als Rechnungsprüfer könne er immer nur die offizielle Buchhaltung einsehen, kritisierte er. "Aber das, was unter Jörg Haider der 'Reptilienfonds' war, wovon Riess-Passer ihre Kleider gekauft hat oder wovon diverse Ausflüge finanziert wurden, das kann ein ordentlicher Rechnungsprüfer gar nicht sehen", so Kurzmann in dem Interview.

Den Eindruck, FPÖ-Mitglieder würden sich im Falle von Regierungsbeteiligungen besonders intensiv bereichern, habe Kurzmann nicht. "Wenn ich mir anschaue, was in den Medien über die Finanzierung der ÖVP berichtet wird, dann habe ich den Eindruck, dass das dort vielleicht nur geschickter verschleiert wird", sagte Kurzmann, und antwortete auf eine Frage der "Kleinen Zeitung: "Aber Sie haben recht, dass Parteien, die lange von Regierungsbeteiligungen ausgeschlossen waren, einen gewissen Nachholbedarf haben. Funktionäre, die jahrelang gelaufen sind, wollen dann eben auch einmal Nutznießer einer Regierungsbeteiligung werden."
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