Die Lehrergewerkschaft droht Schmied offen mit Streiks.
Österreichs Lehrer sind streikbereit. Zwischen 90 und 100 Prozent wollen sich mit gewerkschaftlichen Maßnahmen gegen die von SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied geplante Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung wehren. Das zeigen die vorläufigen Ergebnisse der Auswertung der Fragebögen der Dienststellenversammlungen. Walter Riegler, oberster Pflichtschullehrer-Vertreter und Vorsitzender der ARGE Lehrer in der Gewerkschaft, droht nun offen mit Streik, sollte das nächste Treffen zwischen Lehrer-Gewerkschaft und Schmied "kein passables Ergebnis" bringen. "Die Frau Minister hat noch eine Woche Zeit, um vernünftig zu werden."
"Auch Beton kann schnell reagieren"
Andernfalls werde
die Gewerkschaft sich innerhalb kürzester Zeit organisieren: "Falls
wir einen Streikbeschluss (durch den ÖGB-Vorstand) brauchen sollten, wird's
ihn geben. Und zwar in einer Zeitspanne die zeigt, dass auch Beton sehr
schnell reagieren kann." Die ARGE Lehrer (Vertreter der fünf
Lehrer-Sektionen) wird nächste Woche die weitere Vorgangsweise beraten.
Außerdem wird es ein Treffen mit der Spitze der Gewerkschaft öffentlicher
Dienst geben.
Streik liegt in der Luft
Es liegen zwar bisher - bis auf die
Berufsbildenden mittleren und höheren Schulen - keine endgültigen Ergebnisse
der Lehrer-Befragungen vor, der Tenor ist laut Gewerkschaft aber eindeutig.
An den AHS, wo bisher etwa die Hälfte der Fragebögen ausgewertet wurden,
gibt es von 95 bis 100 Prozent der Lehrer Zustimmung zu Streikmaßnahmen. An
den Pflichtschulen geht es ebenfalls eindeutig in Richtung Streik.
Dienst nach Vorschrift
An den Berufsschulen sollen nun
sukzessive alle Arbeiten eingestellt werden, die nicht Teil der
Dienstpflicht sind und bisher in den Schulpausen oder der Freizeit erledigt
wurden, etwa die Erstellung der individuellen Lehrpläne,
Qualitätssicherungsmaßnahmen, etc. An den BMHS haben sich auch fast 100
Prozent der Pädagogen für "Dienst nach Vorschrift"
(Einstellung von Sprach- und Projektwochen, Exkursionen, Theaterbesuchen,
Spendenaktivitäten, Workshops etc.) ausgesprochen.
"Ganze Berufsgruppe wird verarscht"
Inhaltliche
Gespräche wird es mit Schmied laut Riegler auch nächsten Freitag ohne
Offenlegung der Budgetzahlen nicht geben. "Natürlich" wehre
man sich in Zeiten der Wirtschaftskrise nicht gegen einen Solidarbeitrag, "aber
wir sollen ja quasi für die Pläne der Ministerin wie den Ausbau der
Ganztagsschulen und die Gesamtschule geradestehen", so Riegler. "Das
muss doch schön langsam ein jeder behirnen, dass hier eine ganze
Berufsgruppe verarscht wird."
Eine Zusage hätte seiner Meinung nach zudem weitreichende Folgen: Wenn die Lehrer einmal mehr unterrichten müssten, würden ähnliche Projekte bei anderen öffentlichen Bediensteten folgen, ist Riegler überzeugt.
"Nebelgranate" und "Lockmittel"
Schmieds
Alternativvorschlag (Befristung der höheren Unterrichtsverpflichtung plus
neues Dienst- und Besoldungsrecht) nannte Riegler eine "Nebelgranate"
und ein "Lockmittel für Junge" durch die geplanten höheren
Anfangsgehälter. Doch erstens habe es schon 1999/2000 eine Arbeitsgruppe
dazu gegeben, die Pläne wurden mangels Geld nie umgesetzt. Zweitens
befürchtet der Gewerkschafter, dass die Junglehrer zwar 300 Euro mehr
verdienen könnten, dafür aber statt derzeit 22 Stunden 28 in der Klasse
stehen müssten. "Im Endausbau würden dann nur noch 70.000 Lehrer
benötigt (statt der derzeit 120.000)."