Umweltministerin unterbricht Pressekonferenz: "Da müssen wir etwas tun"
Es ist bereits der 9. Frauenmord in diesem Jahr in Wien. In Wien-Brigittenau wurde eine 35-Jährige von ihrem Ex-Freund ermordet. Festgenommen wurde der Bierwirt, der es zu einiger unrühmlicher Berühmtheit brachte, indem er einen Rechtsstreit mit der Grünen Klubobfrau Sigrid Maurer anzettelte.
Gewessler geschockt
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat sich am Freitag nach der schrecklichen Bluttat in Wien-Brigittenau tief bewegt gezeigt. Die Politikerin wollte bei einer Arbeitsmarkt-Pressekonferenz mit Bundeskanzler Sebastian Kurz und Arbeitsminister Martin Kocher (beide ÖVP) eigentlich ihr Statement abgehen, als sie unterbrach und sich zu dem Tötungsdelikt äußerte. "Das ist die neunte Frau, die dieses Jahr in Österreich ermordet wurde. Da müssen wir was tun", sagte sie.
Dabei kämpfte Gewessler sichtlich mit den Tränen. Vor ihrem Statement wollte sie "drei Sätze" zu der Bluttat in der Brigittenau sagen. "Ich möchte diese Stelle auch nutzen, um mein tief empfundenes Beileid auszudrücken und mein Mitgefühl", sagte die Ministerin.
Bierwirt festgenommen
Medial bekannt wurde der "Bierwirt", als er die Grüne Klubobfrau Maurer klagte, nachdem sie ihn beschuldigt hatte, ihr Ende Mai 2018 via Facebook obszöne Privatnachrichten geschickt zu haben. Maurer veröffentlichte über ihren Twitter-Account einen Screenshot der Botschaften mit eindeutig sexuell anzüglichen Inhalten. "Hallo, du bist heute bei mir beim Geschäft vorbeigegangen und hast meinen Schwanz angeguckt als wolltest du ihn essen." Nach zwölf Minuten folgte eine weitere Nachricht, in der die Politikerin als "dreckige kleine Bitch" bezeichnet wurde. Maurer beschuldigte den 42-Jährigen, die Nachrichten an sie verschickt zu haben, was dieser stets bestritt. Zuletzt hatte der Betreiber des Biershops behauptet, die Nachrichten habe ein gewisser "Willi" am PC in seinem Lokal verfasst, er sei dafür nicht verantwortlich. Nach mehreren Verhandlungen zog der Mann die Klage jedoch zurück.
Zuletzt hätte sich der 42-Jährige wegen Nötigung vor dem Straflandesgericht verantworten müssen. Allerdings wurde der Prozess Anfang April vertagt, da sich der Wahlverteidiger des Wirts nicht vorbereiten konnte. Dabei ging es um einen Streit zwischen dem 42-Jährigen und einem Passanten am 24. September 2020. Der 63-Jährige soll vom angeblich angetrunkenen Gastronomen zum Weggehen aufgefordert worden sein. Als er der Anweisung nicht nachkam, soll der Wirt ihn mit einem als Taschenlampe getarnten Elektroschocker - einer verbotenen Waffe - bedroht haben.
Es handelt sich um die neunte Tötung einer Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner in diesem Jahr in Österreich. Erst am Mittwoch vergangener Woche hatte ein 65-Jähriger in Neulengbach (Bezirk St. Pölten-Land) seine 64-jährige Lebensgefährtin getötet. Der Mann ist geständig und in Untersuchungshaft. Opposition und Frauenhilfsorganisationen hatten daraufhin mehr Prävention gegen Gewalt an Frauen gefordert.