Bis zuletzt war offen, wie das Gericht die Verwendung einer Fördermillion bewertet.
Hochspannung zum Ende des Westenthaler-Prozesses: Auf dem Weg zu Saal 203 des Wiener Straflandesgerichts war dem Ex-Vorstand der Bundesliga am Freitagmorgen die Anspannung deutlich anzusehen.
Am letzten Verhandlungstag in dem Prozess um die mutmaßliche Veruntreuung von Fußball-Fördergeldern (eine Million Euro) und eine angebliche Scheinrechnung an die Österreichischen Lotterien zeigte der Ex-BZÖ-Chef zum ersten Mal kein Lächeln.
Letzter Zeuge entlastet Peter Westenthaler
Es ging mit einem Aufatmen los: Der letzte Zeuge entlastete Westenthaler massiv. Dieser schoss sofort nach: Von Frank Stronach über Karl Schweitzer bis Wolfgang Schüssel war man sich einig, dass der ganze Prozess Unsinn sei.
Aber: „Ich stelle diesen Prozess nicht infrage. Im Gegenteil: So habe ich endlich die Chance, meine Unschuld zu beweisen. Auch wenn das den Sinn eines Rechtsstaates ja völlig verkehrt.“ Während der Verhandlung seien er und seine Familie durch die Hölle gegangen. Dann ist die Oberstaatsanwältin am Wort. Sie kommt zu dem Schluss: „Der Betrugstatbestand ist hier so erfüllt, wie es klassischer nicht sein könnte. Als wäre unser Fall dafür gemacht worden.“
Überhaupt würde sich Westenthaler über das Gesetz stellen und halte die Republik für eine Melkkuh. „Deshalb“, so schließt die Staatsanwältin, „fällt meine Prognose für ein künftiges Wohlverhalten Westenthalers düster aus.“
Trotzdem: Um 16.03 Uhr wurde Peter Westenthaler freigesprochen (Betrug und Untreue).
K. Fischer
Peter Westenthaler über den Prozess: "Meine Familie und ich gingen durch die Hölle"
So verteidigte sich der Angeklagte Peter Westenthaler vor Gericht – die besten Zitate.
Westenthaler über die Dauer: Vier Jahre lang wurde jetzt ermittelt, erst wegen Untreue. Meine Familie und ich sind in dieser Zeit durch die emotionale Hölle gegangen. Alle Ermittlungsberichte wurden ohne konkrete Verdachtslage erstellt – kein rauchender Colt, nicht einmal Indizien. Trotzdem wurde angeklagt – unter Kopfschütteln von Strafrechtsexperten.
… über die ÖFB-Causa: Wie soll ich getäuscht haben? Habe ich einen Geldkoffer aus dem Bundeskanzleramt geholt und ihn ins Finanzministerium getragen? Nein, habe ich nicht.
… ÜBER den Lotterien-Fall: Ich bin freigezeichnet worden für jede Verantwortung für alle Finanzangelegenheiten der Partei. Das hatte ich mir ausbedungen – wahrscheinlich aus gutem Grund.
… über die Oberstaatsanwältin: Der StA ist es gelungen, mich zu überraschen. Nicht mit inhaltlichen Ausführungen, sondern mit Lautstärke und Diktion des Vortrages. Da ich Sie, Frau Staatsanwalt, aber als Person und Mensch schätze, werde ich das nicht in barer Münze zurückzahlen. Ich glaube, dass Sie vieles in der Bundesliga schlicht nicht verstanden haben.
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