Dafür verpflichtendes Fach "Gesundheits- und Ernährungskunde" - Ärztekammer warnt vor massiven Mehrkosten im Gesundheitsbereich.
Für eine "Utopie" hält die Sprecherin der Schulärzte in der Ärztekammer, Gudrun Weber, eine tägliche Turnstunde. Diese sei organisatorisch mit den Stundenplänen kaum vereinbar, es fehle an Infrastruktur und sie sei nicht finanzierbar, so Weber in einer Aussendung. Sie plädiert für kurze tägliche Bewegungseinheiten im Rahmen der übrigen Unterrichtsstunden.
Kindern werde schon ab dem Kindergarten "die Bewegung regelrecht ausgetrieben", indem sie zum Stillsitzen angehalten würden, kritisierte Weber. Im Rahmen einer "bewegten Schule" sollen sie wieder zu mehr Bewegung im Alltag animiert werden, in anderen Ländern werde dieses "innovative Konzept" schon umgesetzt.
Neben mehr Bewegung fordern die Schulärzte auch, dass gesunde Ernährung stärker in den Mittelpunkt rücken müsse: Neben gesunden Schulbuffets brauche es weitere Präventionsmaßnahmen unter Einbindung der Schulärzte, so sei die Einführung eines verpflichtenden Faches "Gesundheits- und Ernährungskunde" vorstellbar.
Die Bundessportorganisation (BSO) hat zuletzt mehr als 140.000 Unterschriften für die Einführung einer täglichen Turnstunde gesammelt, im Nationalrat wurde Ende vergangenen Jahres mit den Stimmen aller sechs Parteien ein Entschließungsantrag zur Einführung einer täglichen Turnstunde an den Schulen und in Kindergärten beschlossen. Elternverbände hingegen bezweifeln die Umsetzbarkeit einer täglichen Turnstunde und plädieren wie die Ärztekammer für mehrere tägliche Bewegungseinheiten.
Laut Unterrichtsministerium würde eine tägliche Turnstunde zusätzliche 200 Mio. Euro Personalkosten pro Jahr bedeuten. Die BSO sieht indes ein Einsparungspotenzial im Gesundheitswesen von bis zu 600 Mio. Euro pro Jahr und eine Wertschöpfung von 1,1 Mrd. Euro jährlich.
Arbeiterkammer-Vizepräsident Karl Forstner warnte vor einer Explosion der Gesundheitskosten, sollte nicht stärker auf Prävention bei Kindern gesetzt werden. Er verwies auf Berechnungen, wonach der schlechte Gesundheitszustand der Jugend 2030 jährliche Mehrkosten von 1,6 Mrd. Euro und bis 2050 plus 3,7 Mrd. Euro pro Jahr erzeugen würde.