Van Staa und Molterer: ÖVP-Bundesspitze mischte bei der Neuwahlentscheidung in Tirol mit.
Tirol wählt am 8. Juni - dem Tag des EM-Spiels Österreich-Kroatien. Doch die Angst der Tiroler Parteien vor Neuwahlen im Bund war größer.
Es war schon erwartet worden, trotzdem ist es ein Knalleffekt: Der Tiroler ÖVP-Landeshauptmann Herwig van Staa und sein roter SPÖ-Vize Hannes Gschwentner verkündeten gestern eine Vorverlegung der Tiroler Landtagswahl auf den 8. Juni. Eigentlich sollten die Tiroler erst am 5. Oktober zu den Urnen gerufen werden. Doch die Angst vor dem Platzen der Großen Koalition und damit verbundenen Neuwahlen auf Bundesebene war größer als die Angst der Parteien vor der EURO. Immerhin beginnt dieses Großereignis schon am 7. Juni und es ist zu vermuten, dass auch die Tiroler Wähler am 8. Juni eher an das Match Österreich-Kroatien denken als an die Landtagswahl.
Van Staa hielt damit auch nicht hinter dem Berg, dass die Vorverlegung der Wahl mit dem Zustand der Großen Koalition zu tun hat. Gschwentner begründete sein Ja damit, dass der interne Streit in der ÖVP groß sei – und die Nervosität darüber, dass AK-Chef Fritz Dinkhauser mit einer eigenen Liste kandidiert - und so vor allem van Staa in ärgste Bedrängnis bringt.
Molterer mischte mit
Van Staa hat diesen Schritt mit ÖVP-Chef
Wilhelm Molterer abgestimmt. ÖVP-intern wird damit argumentiert, dass der
SPÖ der Wind aus ihrer Taktik genommen werden soll: Nach einer Niederlage
von van Staas ÖVP im Herbst wären es demnach die Genossen gewesen, die den
Rückenwind nutzen und Neuwahlen anzetteln.
Insider betonen, man könne die Sache auch anders sehen: Van Staa ziehe die Landtagswahl vor, weil er gesicherte Informationen habe, dass im Bund im Herbst gewählt werde - und ein Juni-Termin geht sich tatsächlich kaum noch aus. Die Fronten im Koalitionsstreit um Steuerreform und Gusi-Hunderter sind jedenfalls weiter verhärtet, auch der Gipfel beim Bundespräsidenten am Donnerstag blieb ohne Ergebnis.
