BMI-Affäre
Gastinger ärgerte sich sehr über Veröffentlichung
24.06.2008
Im U-Ausschuss zur BMI-Affäre wurde Ex-Justizministerin Gastinger befragt. Diese meinte, die BAWAG-Anklageschrift nicht angefordert zu haben.
Einen Ausflug in ihre politische Vergangenheit musste Ex-Justizministerin Karin Gastinger am Dienstag im U-Ausschuss zur Innenministeriumsaffäre unternehmen. Im Mittelpunkt ihrer Anhörung stand die Frage, wie die BAWAG-Anklageschrift im Jahr 2006 noch vor ihrer offiziellen Veröffentlichung in der Zeitschrift News landen konnte. Gastinger gab an, "sich unglaublich geärgert zu haben", als sie von dem NEWS-Bericht erfahren habe. Sie selbst habe zu diesem Zeitpunkt das Dokument nämlich noch nicht gekannt und habe es auch nicht angefordert.
Hintergrund
Hintergrund: Der ehemalige Pressesprecher von
Ex-Justizministerin Karin Gastinger, Christoph Pöchinger, steht unter
Verdacht, die Klagsschrift an den mittlerweile verstorbenen Journalisten
Alfred Worm (News) weitergegeben zu haben. Pöchinger selbst hatte bei seiner
Aussage vor dem U-Ausschuss bestätigt, Einsicht in die Akten verlangt zu
haben und erklärt, es sei dabei lediglich darum gegangen, sich über das
BAWAG-Verfahren zu "informieren".
Pressesprecher muss up to date sein
Gastinger gab an, ihre
Kabinettsmitarbeiter ersucht zu haben, sie über den BAWAG-Prozess auf dem
Laufenden zu halten. An der gesamten Anklageschrift sei sie aber nicht
interessiert gewesen, so die ehemalige Ministerin sinngemäß. Es sei
allerdings auch nichts besonderes gewesen, dass ihre Mitarbeiter sich Akten
kommen haben lassen, erläuterte sie. Ähnlich wie Pöchinger argumentierte
Gastinger, dass es Aufgabe eines Pressesprechers sei, sich über den
aktuellen Stand der Verfahren zu informieren.
Verfahren gegen Unbekannte
Nachdem die vertraulichen Dokumente im
News aufgetaucht waren habe sie ihren damaligen Pressesprecher sofort in ihr
Büro beordert und gefragt: "Wie kann das passieren?", erzählte Gastinger.
Pöchinger habe zugegeben, im Besitz der Klagsschrift gewesen zu sein, ihr
aber "Stein und Bein" geschworen, diese nicht an die Medien weitergegeben zu
haben. De facto sei aber auch er im Kreise der Verdächtigen gewesen, räumte
sie ein. Ein Verfahren gegen Unbekannt sei in der Causa eingleitet worden,
betonte sie weiters.
Info-Fluss abgebrochen
Die Ex-Justizministerin bestätigte
außerdem, dass nach der Veröffentlichung der Anklageschrift Pöchinger aus
dem Informationsfluss mit der Staatsanwaltschaft ausgeschlossen wurde. Dies
sei zu dessen "eigenem Schutz" passiert, erklärte sie, um ihn vor weiteren
Verdächtigungen im Falle neuerlicher Veröffentlichungen zu bewahren.
Gastinger wurde nach rund eineinhalb Stunden aus der Befragung entlassen.
Zuvor hatte der leitende Staatsanwalt Robert Jirovsky in teils nicht-medienöffentlicher Sitzung ausgesagt. Bei Jirovsky soll Pöchinger um Einsicht in die Dokumente angesucht haben. Laut Sitzungsteilnehmern hat der Staatsanwalt dies auch bestätigt. Demnach hat Jirovsky Pöchinger den Akt einmal zur Einsicht vorgelegt und dann wieder mitgenommen. Später habe Pöchinger den Staatsanwalt dann nochmals telefonisch kontaktiert und den Akt ein zweites Mal angefordert, hieß es.
Absage
Mit Gastingers Anhörung wurde die heutige Sitzung beendet.
Das nächste Mal tritt das parlamentarische Gremium am Mittwoch zusammen. Auf
der Zeugenliste stehen unter anderem der Vorarlberger Sicherheitsdirektors
Elmar Marent und Innenministeriums-Sektionschef Franz Einzinger. Die
Befragungen der zwei letzten Zeugen am Nachmittag wurde abgesagt. Die
Einvernahme von Rainer Nimmervoll, Richter am Landesgericht Linz, hielt der
Ausschuss nicht mehr für notwendig. Die Ladung von Staatsanwalt Roland Schön
wurde verschoben. Schön hätte eigentlich zu einer Gegenüberstellung mit dem
Ex-Pressesprecher der ehemaligen Justizministerin Karin Gastinger, Christoph
Pöchinger, erscheinen sollen. Letzterer hat sich aus privaten Gründen
entschuldigen lassen.