Botschaft

Gedenken an Holocaust-Opfer in Wiener UNO-City

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Am 80. Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz, ist bei einer Gedenkzeremonie in der UNO-City in Wien der Opfer gedacht worden.  

UNOV-Generaldirektorin Ghada Waly verlas eine Botschaft von UNO-Generalsekretär Antonio Guterres, der dazu aufrief, "niemals zu vergessen". Israels Botschafter in Wien, David Roet, und der Holocaust-Überlebende Dirk Adler erzählten unterdessen die Geschichten ihrer getöteten Angehörigen in der Rotunde des UNO-Gebäudes.

Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts von alten, hebräischen Volksliedern. Der Kantor der israelischen Kultusgemeinde (IKG), Shmuel Barzilai, sprach nach dem Entzünden von Gedenkkerzen ein Totengebet. Die Fahnen der 193 UNO-Mitgliedsstaaten im Innenhof der UNO-City wurden abgenommen. Guterres erinnerte in seiner zum Eingang der Veranstaltung verlesenen Note, dass Antisemitismus auch 80 Jahre nach dem Holocaust nicht verschwunden sei. Das Erinnern an die Gräuel der Nationalsozialisten während der Shoah sei eine moralische Pflicht.

Botschafter Roet: "Mit Trauma umgehen, ist in unserer DNA"

Der seit 2023 als Botschafter in Wien amtierende Roet, selbst Sohn eines Holocaust-Überlebenden, verlas die Liste seiner in Auschwitz getöteten Angehörigen. "Das erste Mal, als meine Familie sich wirklich frei gefühlt hat, war, als sie israelischen Boden betreten hat. Mit Trauma umgehen, ist in unserer DNA", sagte er in Anspielung auf das Hamas-Massaker an israelischen Zivilisten am 7. Oktober 2023. Roet warnte in seiner Rede vor einer erneuten Normalisierung des Antisemitismus in Europa. "Auch der Holocaust entstand nicht aus dem luftleeren Raum", schloss er.

Im Umkreis des Rednerpults waren einige der wenigen Fotoaufnahmen ausgestellt, die den NS-Massenmord in Auschwitz belegen. Viele von ihnen wurden von Häftlingen aufgenommen, die damit ihr Leben riskierten. Die Aufnahmen dienten unter anderem als Beweisstücke in den Ausschwitzprozessen nach Kriegsende.

Holocaust-Überlebender Adler überlebte durch Zufall

Die meiste Redezeit gehörte dem Holocaust-Überlebenden Dirk Adler. Der Zweite Weltkrieg habe sein Leben "für immer verändert", sagte der 84-Jährige. Der 1940 in Amsterdam geborene Adler verlor beide Elternteile in Auschwitz. Seine Mutter wurde vergast, sein Vater starb nach Monaten schwerer Zwangsarbeit an Erschöpfung. Tante und Onkel, die mit den beiden einen Fluchtversuch mit Widerstandskämpfern antraten, wurden ebenfalls ermordet.

Adler überlebte durch Zufall. Weil eine Mitnahme des damals zweijährigen Kindes vom Widerstand als zu riskant für die Flucht erachtet wurde, wurde er in Haarlem einer entfernt verwandten Familie übergeben. In ihrer Obhut überlebte er den NS-Massenmord, versteckt unter den anderen Kindern der Adoptivfamilie. Später wohnte der heute 84-Jährige in Kolumbien, Israel und Österreich. Einige Jahre diente Adler in den israelischen Streitkräften.

Über eine Million Tote allein in Auschwitz

Am 27. Jänner 1945 befreiten sowjetische Soldaten das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im von der Wehrmacht besetzten Polen. Die Nazis hatten rund 1,3 Millionen Menschen in das Lager verschleppt. Etwa 1,1 Millionen wurden getötet, darunter etwa eine Million europäische Juden. Seit 1996 ist der 27. Jänner internationaler Gedenktag für die Opfer des Holocausts.

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