Hinter den Kulissen des ORF laufen heftige Intrigen rund um Elmar Oberhauser.
Bis zum 4. November hat ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz Zeit, den Abwahlantrag gegen seinen Info-Chef Elmar Oberhauser zu stellen. Genau eine Woche später, am 11. 11., müsste dann der ORF-Stiftungsrat darüber abstimmen – eine, wenn auch knappe Mehrheit dürfte Wrabetz sicher sein (ÖSTERREICH berichtete). Hinter den Kulissen laufen fieberhafte Versuche, doch noch eine gütliche Trennung auf die Beine zu stellen – Oberhauser selbst verweigert sich aber jedem Gespräch, berät sich derzeit nur mit seinen engsten Vertrauten und den Anwälten. Eines steht allerdings jetzt schon fest: Auch nach Oberhausers (so-der-so-) Abgang wird kein Frieden im ORF einkehren. Deshalb laufen bereits jetzt die Vorbereitungs-Intrigen für die Zeit nach dem Oberhauser-Crash.
Teile der ÖVP arbeiten an Wrabetz-Gegenkandidaten
Die Auseinandersetzung um den und im ORF hat sich zur Causa Prima der Koalition entwickelt. Immerhin geht es für Rot und Schwarz – im natürlich ganz "entpolitisierten“ ORF – um die Luftherrschaft am Küniglberg. Teile der ÖVP basteln im Hintergrund an einer Gegenkandidatur zu ORF-General Alexander Wrabetz:
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Sollte bei der ORF-Stiftungsratssitzung am 11. November Elmar Oberhauser abgewählt werden, will die ÖVP ihn als "Märtyrer-Kandidaten“ ins Rennen schicken.
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Eine Schlüsselfigur ist der legendäre Ex-ORF-General Gerd Bacher, der im Hintergrund an einer Allianz für Oberhauser arbeitet. Er hat dabei auch bei vielen ÖVPlern Überzeugungsarbeit zu leisten, schließlich ist der unbequeme Oberhauser nicht bei allen Schwarzen beliebt. Mit im Spiel ist auch Ex-FP-Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer: Sie – eine alte Freundin Oberhausers – soll BZÖ und FPÖ auf dessen Seite bringen.
- Zudem soll eine neue "SOS-ORF-Plattform“ ins Leben gerufen werden. Derzeit werden Unterstützer aus Wirtschaft, Kultur und Medien "für die Unabhängigkeit des ORF“ gesucht. Sogar ein neues Rundfunkvolksbegehren wird nicht mehr ausgeschlossen. Höhepunkt des Plans: Oberhauser soll schließlich Wrabetz stürzen und selbst Häuptling am Küniglberg werden.
ORF-Neuwahl – dann Grasl- Wrabetz als Künigl-Herren
Anderen in der ÖVP ist dieser Plan allerdings zu riskant. Sie würden eine gemeinsame "rot-schwarze Lösung“ für den ORF präferieren:
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Gemeinsam mit der SPÖ setzen sie auf eine "vorzeitige Auflösung der ORF-Geschäftsführung“. Denn nach einem Abgang Oberhausers wären durch den erkrankten technischen Direktor gleich zwei Direktorenposten vakant. Zudem befindet sich Programmdirektor Wolfgang Lorenz in der Quotenkrise.
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Um dem ORF einen Dauerkonflikt zu ersparen, soll es rasch zu einer ORF-Gesetzesänderung kommen. Laut Gesetz muss "bis zum 31. Juli“ die ORF-Geschäftsführung neu gewählt werden. Bei einer Gesetzesänderung würde Wrabetz bereits im Mai antreten.
- Sollte es zu einer SP-VP-Einigung kommen, würde Wrabetz Generaldirektor bleiben, sein derzeitiger kaufmännischer Direktor Richard Grasl wäre neuer Fernsehdirektor. Laut ORF-Gesetz soll ja das Direktorium verkleinert werden – Grasl würde dann als mächtiger TV-Chef die Agenden Information und Unterhaltung übernehmen.Der ORF hätte dann wieder eine rot-schwarze Doppelführung.