Geheimer Ministeriumsbericht verrät

So sieht Corona-Lage in Österreich wirklich aus

23.11.2020

oe24 hat das 70 Seiten lange Papier des Innenministeriums, das die Corona-Lage in Österreich detailliert skizziert.

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© TZOE;Getty Images
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3.145 Neuinfektionen wurden in den vergangenen 24 Stunden in Österreich gemeldet. Im Schnitt gab es in den vergangenen sieben Tagen täglich 5.960 Neuinfektionen. Die Zahl der Toten stieg im Vergleich zum Sonntag um 71 auf mittlerweile 2.459, 944 davon starben in Alters- und Pflegeheimen.

Laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober seien diese Zahlen trotz Lockdowns weiterhin "extrem hoch", dennoch würde es Anzeichen dafür geben, dass die Maßnahmen zu wirken beginnen. Doch wie sieht die gesamte Corona-Lage in Österreich aus? oe24 wurde ein Geheimbericht des Innenministeriums zugespielt, der jeden Tag an die Mitglieder des Krisenstabs ausgeschickt wird. Auf 70 Seiten wird ein aktuelles Bild der Corona-Situation in Österreich skizziert.

So wird Vorarlberg im Bundesländer-Vergleich beispielsweise bei der 14-Tages-Inzidenz als trauriger Spitzenreiter aufgelistet. 1.381,9 Fälle pro 100.000 Neuinfektionen wurden hier in den letzten beiden Wochen registriert. Dahinter folgen Oberösterreich und Wien.

 

 

Von insgesamt fast 3 Millionen durchgeführten Corona-Tests in Österreich wurden allein 648.000 Tests in diesen ersten drei Wochen des Novembers abgewickelt. Absoluter Rekord seit Beginn der Krise. Durchschnittlich wurden pro Tag 29.486 Menschen auf das Virus untersucht. Fast 22% der in diesem Monat Getesteten waren dabei positiv. In absoluten Zahlen sind dies 142.263 Infizierte. Zum Vergleich: im ganzen März waren es 9.695 positive Tests, allerdings erhöhte sich die Testkapazität natürlich enorm.

 

 

In dem Bericht über die Corona-Lage in Österreich wird auch über die Cluster-Bildungen Auskunft gegeben. Die Daten stammen von der Woche vom 2. bis 8. November. Insgesamt konnten von den Contact Tracern über 3.200 Cluster ausgeforscht werden, die mehr als 9.000 Infektionen zur Folge hatten. Hauptansteckungsort ist und bleibt weiterhin der Haushalt. Hier sollen sich allein 6.650 dieser Personen infiziert haben. Auf Platz zwei wird "Freizeit" aufgelistet. Hierbei geht es wohl vor allem um private Treffen. Dabei wird aber betont, dass aufgrund der hohen Zahl an Infektionsfällen die Kontaktnachverfolgung mehr Zeit in Anspruch nimmt und keine aktuellen Daten liefern kann.

 

Trotz strikter Reisebestimmungen werden weiterhin Infektionen aus dem Ausland hereingeschleppt. Zwar nehmen diese teils stark ab, aber die meisten Fälle waren zuvor in Deutschland, weit abgeschlagen schließlich Italien und dem Kosovo. In den letzten acht Wochen wurden über 2.500 Fälle mit Auslandsbezug registriert, was einem Gesamtanteil von 1,19% entspricht. Besonders betroffen waren hier der Westbalkan und Kroatien.

 

Informiert wurde der Krisenstab auch über logistische Eckdaten der Massentests in Südtirol. In Südtirol wurden in drei Tagen 1,3 Millionen Handschuhe, 7.000 Liter Handdesinfektionsmittel und 120.000 Schutzmasken verbraucht. Wie oe24 bereits berichtete, plant nun auch die österreichische Bundesregierung vor Weihnachten eine großangelegte Testaktion. Informationen wie diese sind wichtig für die Organisation. Immerhin wurden in Südtirol "nur" 358.000 Tests durchgeführt. In Österreich dürfte diese Zahl am Ende wesentlich höher sein.

 

Wie der Bericht ebenfalls verrät, liegt Österreich bei der 14-Tages-Inzidenz im Europa-Vergleich weiterhin an fünfter Stelle. 965 Neuinfektionen pro 100.000 Fälle wurden durchschnittlich gemeldet. Nur Montenegro, Georgien, Luxemburg und Andorra liegen vor uns.

 

Wie dramatisch die Situation in Frankreich ist, zeigt eine andere Grafik. Hier gibt es derzeit fast zwei Millionen aktive Fälle. Bei unseren Grenzländern ist Italien unangefochten an der Spitze. Dort sind es knapp über 800.000 aktive Fälle.

 

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