Die Erklärung der Österreichischen Bundesregierung im Wortlaut.
Heute um 16 Uhr fand auf dem Wiener Ballhausplatz die Gedenkveranstaltung "Gemeinsam gegen den Terror" statt. Vor der abschließenden Schweigeminute verlasen die Ensemble-Mitglieder des Burgtheaters Elisabeth Orth und Peter Matic die gemeinsame Erklärung der Österreichischen Bundesregierung.
Die Erklärung im Wortlaut:
Wir sind heute hier zusammengekommen, um gemeinsam ein Zeichen der Betroffenheit und der Solidarität zu setzen. Die österreichische Bundesregierung dankt den Vertretern der in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften, dass sie gemeinsam an dieser Kundgebung mitwirken. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen der in Frankreich Ermordeten und gilt den Verletzten. Die österreichische Bundesregierung verneigt sich in Trauer vor den Toten der Terrorakte in Frankreich. Unser Mitgefühl gilt allen Menschen in Frankreich, das in den vergangenen Tagen Schauplatz von verabscheuungswürdiger Gewalt war. Wir haben gesehen, wie einige wenige versuchten, den Zusammenhalt, das Miteinander, das Zusammenleben in einer Demokratie zu schädigen. In Frankreich wurden Menschen ermordet oder verletzt, die alle auf jeweils andere Weise unsere europäische Freiheit und unsere europäische Demokratie schützen: - Journalistinnen und Journalisten, indem sie die Meinungsfreiheit mit Leben erfüllten; - Polizistinnen und Polizisten, deren Aufgabe es ist, den demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen; - Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Konfessionen, die offenbar nur zum falschen Zeitpunkt an den Orten des Terrors waren; Die dramatischen Ereignisse in Frankreich ließen uns Demokraten in Europa näher zusammenrücken - selten waren wir so einig wie heute! Genauso wie in Frankreich stehen auch hier und heute viele Menschen, die durchaus unterschiedliche Herkunft, Schicksale, Überzeugungen und Lebensweisen haben: Menschen mit unterschiedlicher politischer Gesinnung, Menschen mit verschiedenen Religionsbekenntnissen, Menschen jeden Alters und Menschen verschiedener Nationalitäten. Was uns alle verbindet: Wir wollen in Frieden, in Freiheit und in Solidarität leben. Viele Generationen von Europäern haben auf den Schlachtfeldern dieses Kontinents einen hohen Preis dafür gezahlt, dass sie gegeneinander aufgehetzt und in den Krieg geschickt wurden. Ihnen allen und unseren Kindern schulden wir auf alle Zeiten das eiserne Festhalten an den Lehren aus der europäischen Geschichte: Nie wieder Krieg! Nie wieder Gewalt! Es dauerte Jahrhunderte, bis die Ideale der Aufklärung und der französischen Revolution in den Verfassungen Europas und den übernationalen Übereinkünften verankert waren. Sie sind heute die Grundlage für unser friedliches europäisches Miteinander in diesem 21. Jahrhundert. Im Geist der Freiheit, im Geist der Gleichheit und im Geist der Menschlichkeit wurde dieses gemeinsame Europa auf den Ruinen von Krieg, Gewalt, nationalistischer Verhetzung und rassistischer Verfolgung errichtet. Dieses neue Europa darf keinen Rückfall in die Gewalt und Rechtlosigkeit zulassen! Unsere Werte - Demokratie und Menschenrechte, Meinungsfreiheit und Pressefreiheit - werden wir nicht preisgeben! Wir werden, bei aller verständlichen Wut und allem Zorn gegenüber diesen abscheulichen und feigen Gewaltakten, auch nicht das hohe Gut unserer Rechtsstaatlichkeit in Zweifel ziehen lassen. Die Bollwerke der Freiheit und der Demokratie lauten: Rechtsstaatlichkeit, Menschenwürde, Solidarität, Respekt - aber auch: Furchtlosigkeit! Wir stehen heute in Österreich und in ganz Europa einig und geschlossen, wenn es um den Respekt gegenüber allen Menschen geht! Wir stehen zusammen und sagen: Mit aller rechtsstaatlichen Kraft gegen die perfide Logik des Terrors - mehr denn je! Wir haben erkennen müssen: Um Gewalt auszuüben, reichen einige wenige aus. Aber wir - die wir den Terror aus tiefstem Inneren ablehnen -, wir sind viele. Und wir stehen gemeinsam hier und wissen: Frieden und Freiheit kann man auch nur einig und gemeinsam verteidigen! Nehmen wir die traurigen Ereignisse der vergangenen Tage zum Anlass, um künftig noch wachsamer, noch entschlossener und noch stärker zu sein, wenn es um die Freiheit und um unsere Werte geht, die Grundlage dieser Freiheit sind! Unsere Antwort auf die feigen Attentate in Frankreich lautet: Unsere Demokratie, unsere Freiheit kann man nicht auslöschen! Es lebe die Solidarität in unserem Europa! |