Trotz heftiger Kritik beharrt Christen-Chef Gehring auf seiner Top-Pension – jetzt stellt sich heraus: Ein Ex-VP-Landesfürst verschaffte sie ihm.
Im Finale des bisher eher lahmen Bundespräsidenten-Wahlkampfs sorgt der schrullige Außenseiterkandidat Rudolf Gehring noch einmal für Wirbel: Wie ÖSTERREICH am Freitag berichtete – und Gehring bestätigt – kassiert der Kandidat als pensionierter Verwaltungsjurist des Landes Niederösterreich und als Ex-Gemeindemanager von Perchtoldsdorf für ganze 34 Jahre Lebensarbeitszeit stolze 5.400 Euro Bruttopension.
Zum Vergleich: Ein ASVG-Normalsterblicher muss bis 65 Jahre arbeiten oder 45 Jahre zusammenbringen, um bei sehr gutem Einkommen die Höchstgrenze von 2.826,47 Euro zu erreichen. Rudolf Gehring ging mit 57 Jahren in Rente, hatte von 1971 bis 2005 ganze 34 Arbeitsjahre am Buckel und kassiert fast das Doppelte der ASVG-Höchstrente, nämlich 5.400 Euro monatlich. Im ÖSTERREICH-Interview beharrt er darauf, dass da alles mit rechten Dingen zugegangen sei: „Ich habe mir das redlich verdient und geniere mich nicht.“ Keck fügt Gehring hinzu: „Ich bitte Sie, ich bin ausgebildeter Akademiker.“
„Kommt aus unhaltbarem Privilegiensystem“
Die
Aufregung über Gehring ist nicht nur bei ÖSTERREICH-Lesern, die am Telefon
ihrem Ärger über die Pensionsprivilegien Luft machen, sehr groß. Immerhin
stammt Gehrings exquisites Dienstverhältnis direkt aus dem Herzen der ÖVP:
So begann der Verwaltungsjurist als persönlicher Sekretär im Büro des damals
allmächtigen Landesfürsten Siegfried Ludwig.
Der VP-Landeshauptmann machte seinen engen Mitarbeiter 1980 zum Amtsdirektor von Perchtoldsdorf, wo Ludwig persönlich als Bürgermeister amtierte. Deshalb ereifert sich vor allem die SP-Niederösterreich über den Christen-Kandidaten, der „beim Abkassieren und den Privilegien auf seine viel gepriesenen Werte vergessen hat“, wie Landesmanager Günter Steindl erklärt.
Während die Bundes-SPÖ Gehring rechts liegen lässt, sucht FP-General Herbert Kickl die Konfrontation: „Er ist ein Politzwerg, aber dafür ein Pensionsriese, der Repräsentant eines schwarzen, unhaltbaren Privilegiensystems und bestenfalls ein Theoretiker der Nächstenliebe – in der Praxis ist er dabei mehr als schwach.“
ÖSTERREICH: Herr Gehring, ist Ihnen bewusst, dass Ihre Top-Pension für nur 34 Jahre Arbeit für Wirbel sorgt?
Rudolf Gehring: Was soll das? Ich verstehe die Aufregung nicht. Sie wollen wohl dafür sorgen, dass es nur noch leistungsfeindliche Politiker gibt.
ÖSTERREICH: Bei uns rufen aber viele Leser an, die bei Weitem nicht 5.400 Euro Pension für nur 34 Jahre Arbeit erhalten ...
Gehring: Die Höhe stimmt, ich habe aber erhebliche Abstriche in Kauf genommen, weil ich eben frühzeitig in Pension ging.
ÖSTERREICH: Alles andere wäre ja, mit Verlaub, noch schöner. Hätten Sie noch mehr gewollt?
Gehring: Ich habe als Stadtamtsdirektor von Perchtoldsdorf 220 Mitarbeiter geführt. Das ist schon eine ganz anständige Unternehmensgröße. In der Privatwirtschaft hätte ich noch ein Vielfaches gekriegt.
ÖSTERREICH: Normalsterbliche müssen mehr als zehn Jahre länger als Sie arbeiten, um im höchsten Fall die halbe Pension zu kriegen – und können noch dazu arbeitslos werden. Das finden Sie in Ordnung?
Gehring: Und ob. Ich habe mir das redlich verdient und geniere mich nicht für meine schöne Pension, weil ich ein Leistungsträger bin.
ÖSTERREICH: Apropos: Als nunmehr Selbstständiger dürfen Sie voll dazuverdienen, ohne dass Ihre Pension wie bei anderen Menschen dadurch gekürzt wird, oder?
Gehring: Na und? Ich bringe eben als Selbstständiger Leistung. Der amtierende Bundespräsident verdient ohne Leistung noch viel mehr.