'Dümmste der Dummen'
Gerald Grosz: Mail an Bundeskanzler Nehammer
26.01.2024Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.
Wenn ich Kanzler wäre, dann… Dann würde ich für eine Entlastung der Leistungsträger sorgen, die Migrationspolitik verschärfen, die österreichische Identität stärken, einen Steuerbonus auszahlen, die Marktwirtschaft in den Mittelpunkt rücken, das Gendern verbieten.
Wenn das Wörtchen Wenn nicht wäre, wäre Kuhdreck Butter, denken sich die ÖVP-Strategen und inszenieren für ihren Charly Schmähammer jenes infantile Sandkastensetting, wonach er im Rahmen einer türkis/schwarzen Gruppentherapie einst wie der kleine Alfred Gusenbauer davon träumen darf, Kanzler zu sein.
Herr Nehammer, auch wenn Ihnen jegliches Format für das Amt fehlt, Sie sich in jedem Fettnapf regelrecht suhlen, verrate ich Ihnen und Ihren Mitstreitern ein nicht zu vernachlässigendes Geheimnis: Sie sind Kanzler! Sie tragen diesen Titel, wenngleich Sie das Amt nicht ausfüllen. Und nicht zuletzt dies dürfte der Grund sein, dass Sie den türkisen Fanboys und -girls mit dem Brustton der Überzeugung jenes Gschichtl drucken können, was Sie nicht alles tun würden, wenn Sie die Chance dazu hätten.
Diese Nummer kann man wirklich nur für die Dümmsten der Dummen veranstalten. Da sitzen einige Hundert Jubelperser in Wels und applaudieren Ihnen, wenn Sie Ihr Scheitern sichtbar machen. Am Abend werden die Faulen fleißig, sagt man. All das, was Sie heute präsentieren, hätten Sie die letzten Jahre umsetzen können, wenn Sie sich auf die Arbeit für Österreich und weniger auf Ernährungstipps für armutsgefährdete Kinder beschränkt hätten. All das, hätte Sie und Ihre ÖVP gerettet, wenn Sie sich in der Tagespolitik nicht auf Alkohol, Psychopharmaka und Strafgerichte konzentriert hätten.
Glauben Sie wirklich, dass nur ein Mensch so dumm wäre, sich von Ihnen blenden zu lassen? Schmähammer, es ist vorbei. Genießen Sie die letzten Monate im Amt, die Gehaltsfortzahlung und schauen Sie sich für einen Job nach dem Kanzleramt um. Wie ich höre, sucht Sebastian Kurz noch eine Schreibkraft. Das sollte sich doch nach den Filzmaier-Kursen auf der FH auch für Sie ausgehen.