Meinung

Gerald Grosz: Mail an René Benko

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt an Immobilieninvestor René Benko.

Lieber Herr Benko,

ich kenne Sie nur aus der Ferne. Denn ich gehöre nicht zu jener Spezies gescheiterter Altpolitiker, die sich in der eigenen ökonomischen Unfähigkeit und Unfreiheit einem Milliardär an den Hals werfen müssen, um ein paar Brotkrümel abzubekommen. Wie die Motten zum Licht, drängten sich die Schmeichler an Ihre Seite.

Alle standen Ihnen zu Gesicht, alle hofierten Sie. Die Kanzler, die Präsidenten, die Minister, die Abgeordneten, die Altkanzler, die Altvizekanzler, die Klubobleute und das gesamte Gesocks längst vergangener Zeiten. Davon gibt es in Österreich genug. Teils sogar verurteilte Zivilversager, die glauben, sich mit dem einen oder anderen eingefädelten Immobiliendeal über Wasser zu halten.

Jeder wollte bei Ihren Festen sein, jeder wollte auf Ihrer Yacht urlauben, jeder wollte Ihre Handynummer, jeder wollte eben in der Bling-Bling Welt dabei sein. Eine Legion von Parvenüs begleitet Ihren Weg, und diese zeigten sich willfährig. Die unerträgliche Verquickung Ihrer wirtschaftlichen Leistung mit allzu entgegenkommenden Kaufpolitikern ist Ihnen wirklich anzulasten. Das sollte auch aufgeklärt werden. Nun bröckelt das Reich des Reichen.

Ich halte Sie ja für einen ausgefuchsten, abgedrehten Hund, wie man volkstümlich so schön sagt. Aus dem Nichts haben Sie ein Immobilienimperium geschaffen. Der Chrysler Turm in New York, das Hotel Bauer in Venedig, das Park Hyatt in Wien zeugen von Ihrem Schaffen. Nun stehen Sie vor den wirtschaftlichen Trümmern. Weil die gestiegenen Kreditzinsen das Kartenhaus zusammenbrechen lassen. Weil die gestiegenen Baupreise die Imageprojekte nicht mehr finanzierbar erscheinen lassen. Weil die Immobilienpreise an sich in den Keller rutschen.

Die Kleinen im Lande spüren es schon lange, jetzt trifft es eben die Großen. Und Jene, die Sie Herr Benko die letzten Jahre durchgefüttert haben, wenden sich nun betreten ab. Das ist die wahre Tragödie, jene die man seit Jahrtausenden kennt. Wenn‘s gut geht, sind alle dabei. Profitieren. Wenn‘s schlecht geht, wenden sich alle ab, waren nie dabei. Eine Weisheit, die Ihnen im schlechtesten Fall ein Immobilienimperium mit dem Wert von 20 Milliarden Euro kostet. Aber aus Schaden wird man klug.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihre Unternehmen retten können. Warum? Weil ich erfolgreichen Menschen nichts neide. Weil ich weiß, dass eine drohende Pleite zuerst die Banken auffangen und dann wir Steuerzahler zur Kasse gebeten werden. Weil ich weiß, dass zigtausende Arbeitsplätze in der Baubranche mit Ihrem Fall vakant werden. Weil es für unseren Wirtschaftsstandort einfach nicht gut ist, wenn ein großer Player den Bach hinunter geht. Und daher ist es auch nicht von Vorteil, wenn Sie scheitern. Unabhängig davon, ob man Sie, Ihre Verbindungen mag oder nicht!  

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