"Großartige Idee"
Geschichtsstunde für Rosenkranz in Wien
20.04.2010
Jugendliche veranstalteten am ballhausplatz eine Mahnung gegen Fremdenfeindlichkeit.
Als "Mahnung gegen Fremdenfeindlichkeit, Vorurteile und Hetze" haben Jugendliche Dienstagnachmittag bei der Aktion "Geschichtsstunde für Rosenkranz " zehntausende Blätter mit den Namen von österreichischen NS-Opfern jüdischen Glaubens am Wiener Ballhausplatz niedergelegt. Man wolle damit zeigen, "wohin es führt, wenn man mit Intoleranz und Überheblichkeit gegenüber anderen sein Weltbild zementiert", meinte Organisator Josef Neumayr von "A Letter To The Stars".
Die Aktion richtet sich an alle, "die in ihrer Schulzeit nicht über die dunkelste Zeit Österreichs gelernt haben oder lernen wollten", spielte Neumayr auch auf die umstrittenen Aussagen der Freiheitlichen Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz an. Kooperationspartner waren u.a. die Pfadfinder, die Katholische Jugend, die Aktion Kritischer SchülerInnen, die Schülerunion, das Hilfswerk Wien, das Mauthausen-Komitee Kärnten, die Muslimische Jugend und die Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen.
Namen von NS-Opfern
Die Blätter mit den Namen der NS-Opfer wurden
von Jugendlichen mit Steinen, die teilweise aus dem Steinbruch des
ehemaligen KZ Mauthausen stammen, am Ballhausplatz vor dem Sitz des
Bundespräsidenten beschwert. Getrübt haben die Aktion mehrere Windstöße und
zwischenzeitlicher Regen, trotzdem wurde weitergemacht: Es sei ein "Omen,
dass die Namen über die Stadt verteilt werden", so Neumayr.
Idee ist "großartig"
Auch KZ-Überlebende waren bei
der Aktion anwesend. "Das ist das andere Österreich", meinte etwa Rudolf
Gelbard, "das bedeutet mir viel". Auch der ehemalige EU-Kommissar Franz
Fischler (V), der zufällig vorbeikam, hielt die Idee für "großartig", denn
"wir brauchen in Österreich ein Gewissen".
FPÖ empört
Kritik löste die Aktion bei der FPÖ aus:
Generalsekretär Herbert Kickl erklärte die "Wichtigkeit des Gedenkens an die
Opfer des Nationalsozialismus" sei "für alle Parteien in der Zweiten
Republik völlig unbestritten", die "Geschichtsstunde für Rosenkranz" stehe
aber im "offenkundigem Zusammenhang mit der Präsidentschaftswahl". Wenn ein
"tagespolitisches Ziel" verfolgt werde, um eine "untadelig-demokratische
Kandidatin" wenige Tage vor einer Wahl "menschlich, moralisch und politisch
zu diskreditieren", dann müssten sich die Initiatoren der Aktion vorwerfen
lassen, "das NS-Opfer-Gedenken und damit die NS-Opfer zu missbrauchen", und
dies sei "verwerflich".