Bildungsminister Faßmann (ÖVP) will mit einem Neun-Punkte-Plan Schulgewalt in den Griff bekommen.
Vorfall an HTL Ottakring sei nicht Auslöser des Denkens gewesen
Faßmann setzt auf mehrere Maßnahmen
Lehrer sollen in der Ausbildung besser auf Konflikte vorbereitet werden
Schulungen für Lehrer, Direktoren und Schulaufsicht
Konzept für "Time-Out-Gruppen" geplant
Neues Personal nicht geplant
Abfuhr Koppelung der Familienbeihilfe an die Betragensnote
Konflikte an Schulen: Ruf nach zusätzlichem Personal
"Noch nicht zu Ende gedacht" ist für den Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer das von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) ins Spiel gebrachte Konzept von Time-Out-Gruppen. Die Frage sei vor allem: "Bekommen wir auch die nötigen Ressourcen, um mit jemandem zu arbeiten", so Himmer.
"Time-Out-Klassen" dürfen nicht als Strafmaßnahme daherkommen
Schon jetzt würden Kinder und Jugendliche bei Problemen temporär aus der Klasse genommen. "Das gibt es in ganz Österreich, wir nennen es halt nur nicht Time-Out-Klassen." Wenn man dies zu einer permanenten Einrichtung mache, dürfe dies aber nicht als Strafmaßnahme daherkommen.
Es müsse geklärt werden, was in den Gruppen passieren wird
Vor allem aber müsse geklärt werden, was in diesen Gruppen passieren soll. "Da sollen fünf bis acht Jugendliche drinnensitzen, die sich nicht kennen, aus einem ganzen Bezirk oder Bundesland zusammengefasst, die ganz unterschiedliche Dinge angestellt haben", meinte Himmer. "Geht es darum, die zu beaufsichtigen, dass sie sich nicht gegenseitig verletzen? Oder geht es darum, sich mit ihnen oder ihrer familiären Situation auseinanderzusetzen und Beziehungsarbeit zu leisten?"
Zusätzliches Personal soll es nicht geben
Für letzteres brauche es zusätzliches Personal, das nicht absehbar sei. "Wir kämpfen darum, den Ist-Stand zu halten", so Himmer. Beim konkreten Modell wünscht er sich eine Mitarbeit der Experten aus den Bildungsdirektionen: "Wir sind es ja, die das dann umsetzen müssen."
SPÖ-Bildungssprecherin forderte 100 zusätzliche Schulpsychologen
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid forderte am Freitag per Aussendung 100 zusätzliche Schulpsychologen und einen weiteren Ausbau von Peer-Mediations-Programmen, bei denen Schüler zu Streitschlichtern ausgebildet werden. Kritisch sieht sie die geplanten Time-Out-Klassen: "Es gilt das Klassengefüge und Schulklima zu stärken und nicht einen Rückschritt zu veralteten Konzepten wie dem 'Winkerlstehen' zu machen."
"Time-Out-Klassen" erinnern an "steinzeitliche Bestrafungsmethode"
Auch NEOS-Bildungssprecher Douglas Hoyos erinnern die geplanten Time-out-Klassen an "'In-die-Ecke-stellen', eine steinzeitliche Bestrafungsmethode an Schulen, die keineswegs zielführend war." Er fordert stattdessen Disziplinarmaßnahmen für mobbende Schüler, weisungsfreie Mobbing-Meldestellen, mehr Sozialarbeiter und Schulpsychologen sowie eine Ausbildung für Direktoren und die Möglichkeit, "schwarze Schafe" unter den Lehrern zu kündigen.
JETZT-Bildungssprecherin ortete noch viele offene Fragen
JETZT-Bildungssprecherin Stephanie Cox ortete noch viele offene Fragen beim Neun-Punkte-Plan, etwa die Finanzierung und die Autonomie der Schulen bei der Umsetzung. Neben mehr Schulsozialarbeitern will sie auch gemeinsamen Ethikunterricht für alle Kinder, unabhängig von ihrer religiösen Konfession. Mehr Schulsozialarbeiter und schulpsychologische Betreuung forderte auch die Bundesjugendvertretung, Time-out-Klassen lehnt sie als "kurzzeitige Symptombekämpfung" ab.