Die AHS-Lehrergewerkschaft macht mobil gegen die neue "Neue Mittelschule". Betriebsversammlungen am 4. und 5. Oktober sind fix.
In der kommenden Woche finden am Weltlehrertag (5. Oktober) - am Donnerstag bzw. Freitag - an allgemeinbildenden (AHS) und berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS) Dienststellen- bzw. gewerkschaftliche Betriebsversammlungen statt. An den Schulen wird deshalb wohl auch der Unterricht für die Schüler entfallen.
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Der Grund: Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) plant ab kommendem Jahr Modellregionen für die Erprobung der "Neuen Mittelschule", die im Schulorganisationsgesetz verankert werden sollen. Ein entsprechender Gesetzesentwurf ist derzeit in Begutachtung. In einer von den AHS-Lehrervertretern erstellten Vorlage für Elternbriefe wird "eine Schädigung unserer Schule" durch die Pläne Schmieds befürchtet. Das Unterrichtsministerium spricht in einer Aussendung von "bewussten Falsch- und Halbinformationen", das Schreiben komme einem "politischen Missbrauch gewerkschaftlicher Partikularinteressen" gleich.
ÖVP gegen SPÖ
Die ÖVP hatte sich zuletzt gegen die
Novelle ausgesprochen und eine Abwicklung über Schulversuche bzw. das
Festhalten an der in den entsprechenden Bestimmungen vorgesehenen Eltern-
und Lehrermitbestimmung verlangt. ÖVP-Bildungssprecher Fritz Neugebauer
beharrt auf der "Mitentscheidung der Betroffenen vor Ort". "Wir
stellen uns hier klar vor die Eltern, Schüler und Lehrer: Kein Zurück zum
parteipolitischen Zentralismus, sondern autonome Entscheidungen vor Ort",
so Neugebauer
Ende der Gymnasien
Und genau diese fehlende Mitbestimmung stößt
auch der ÖVP-nahen AHS-Lehrergewerkschaft sauer auf. Sie betrachten die "Neue
Mittelschule“ als "Gesamtschule unter neuen Namen" und
befürchten das generelle Ende des Unterstufen-Gymnasiums, aber auch die
Oberstufe. Denn die AHS sei neben der "Neuen Mittelschule" nicht
mehr vorgesehen. Zudem seien die "Neuen Mittelschulen" geografisch
nicht begrenzt. Auch Bundesländer die keine Modellregionen besitzen, würden
gezwungen Vorbereitungen für eine "Gesamtschule" zu treffen.
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Hier lesen: Die vernichtenden Kommentare der Gewerkschaft zur Novelle
Kein Geld für Mehrbelastung
In ihrem Kommentar zur
Gesetzes-Novelle kreiden die Gewerkschafter nicht nur die Beseitigung der
Mitbestimmungsrechte an, sondern kritisieren auch die Unklarheiten bei den
Lehrplänen und beim Gehalt. Es drohe eine "erhebliche
Mehrbelastung“ für die Lehrer. Bei 200 zu betreuenden Schülern würde dies
140 Arbeitsstunden mehr pro Jahr bedeuten. Diese Mehrarbeit würde aber nicht
abgegolten. Auch welcher Lehrplan nun Anwendung findet, ist für die
Lehrer-Vertreter unklar.
Ministerium: Falschinformationen
Das Unterrichtsministerium
weist die Vorwürfe als Falsch-und Halbinformationen zurück: Die "Neue
Mittelschule" habe klar definierte Modellregionen und solle nicht
flächendeckend eingeführt werden. Von einer Abschaffung der AHS könne keine
Rede sein. Und das Ganze würde die Lehrerbeschäftigung sichern.