Während ganz Österreich auf die neue Regierung wartete, schuf Klimaschutzministerin Leonore Gewessler im Stillen Fakten: Ein Millionen-Auftrag für eine digitale Lebensmittel-Drehscheibe wurde vergeben – und sorgt für Aufregung.
Seit 25 Jahren rettet die Tafel Österreich Lebensmittel und versorgt damit Armutsbetroffene. 340.000 armutsbetroffene Menschen leben laut Statistik Austria in Österreich.
Seit zwei Jahren arbeitet die Tafel an einer digitalen Plattform, um Überproduktionen effizient zu verteilen. Doch plötzlich schrieb das Gewessler-Ministerium Mitte Dezember genau so ein Projekt aus, wie "Die Presse am Sonntag" berichtet – mit einer Bedingung, die karitative Organisationen klar benachteiligt: Bewerber mussten eine hohe Bonität nachweisen.
Zuschlag ging nicht an Tafel, die bisher Lebensmittel rettet und verteilt
Den Zuschlag bekam schließlich die Unverschwendet GmbH – ein Unternehmen, das aus überschüssigen Lebensmitteln Marmeladen, Sirup und Chutneys herstellt und verkauft. Und nicht die Tafel.
Nun soll die Firma auch die staatlich geförderte Drehscheibe betreiben. "Das ergibt absolut Sinn", wird Chefin Cornelia Diesenreiter von Unverschwendet im Bericht zitiert.
Tafel Österreich chancenlos: "Das könnten wir uns gar nicht leisten"
Die Tafel Österreich war chancenlos. Obwohl ihre Plattform fast fertig ist, ging sie leer aus. "Das könnten wir uns gar nicht leisten", antwortet Tafel-Chefin Alexandra Gruber der Presse auf die Frage, ob sie juristisch gegen die Entscheidung vorgehen wird. Trotzdem wolle sie mit ihrer Drehscheibe weitermachen.
Doch die Konkurrenz um gespendete Lebensmittel wird immer härter. Sozialmärkte, die Waren billig verkaufen, nehmen zu, während Supermärkte ihre Spenden reduzieren. In Wien etwa beklagen Sozialmärkte bereits einen Rückgang der Spenden um 15 Prozent.
Nun gibt es bald zwei Drehscheiben
Und nun gibt es bald zwei Drehscheiben: die der Tafel – und die, die mit Steuergeld von Gewessler neu geschaffen wurde.