Ordnungsrufe im NR
Glawischnig findet Graf "untragbar"
16.06.2009
Im Nationalrat sind die Abgeordneten in der Causa Graf mit recht deftigen Wortmeldungen aufeinander losgegangen.
Die Causa Graf hat wieder die Abgeordneten des Nationalrats beschäftigt. In einer Ersten Lesung wurde zu Ende des Plenartages ziemlich heftig der Antrag der Grünen durchdiskutiert, der die Abwahl von Nationalratspräsidenten durch Zweidrittel-Mehrheit ermöglichen soll. Die Positionen blieben starr, eine Mehrheit für den Grünen Antrag gab es also nicht. Fürs erste wandert die Vorlage in den zuständigen Ausschuss, wo sie in den kommenden Wochen diskutiert wird.
"Nazis" in "brauner Suppe"
Die Debatte
verlief durchaus gehässig. Der amtierende Zweite Nationalratspräsident Fritz
Neugebauer von der ÖVP musste zweifach zu Ordnungsrufen greifen. Der
freiheitliche Abgeordnete Harald Stefan wurde getadelt, weil er die Grünen
als "Nazis" bezeichnet hatte. Der Grüne Mandatar Harald Walser
wurde zur Ordnung gerufen, weil er den Freiheitlichen vorgehalten hatte, in
einer braunen Suppe zu schwimmen.
Glawischnig findet Graf untragbar
Grünen-Bundessprecherin Eva
Glawischnig betonte einmal mehr, dass der Dritte Nationalratspräsident
Martin Graf für diese Position untragbar sei. Für diesen Posten müsse man
eine andere Sensibilität gegenüber der Vergangenheit und gegenüber
Religionsgemeinschaften an den Tag legen als ein FPÖ-Generalsekretär.
Beklagt wurde von Glawischnig das Nein der ÖVP zu dem Antrag, das den
Beschluss verhindert. Wenigstens die Abstimmung im Verfassungsausschuss
sollte Klubchef Karlheinz Kopf freigeben, verlangte Glawischnig, die darauf
verwies, dass sogar der frühere Präsident des Verfassungsgerichtshofes, Karl
Korinek, die Abwahlinitiative gegen Graf unterfertigt habe.
Kopf gegen Grünen Abwahl-Modus
Kopf ließ sich von seinem
Kurs nicht abbringen, verurteilte die Angriffe des Dritten Präsidenten gegen
den Vorsitzenden der Israelitischen Kultusgemeinde Ariel Muzicant zwar als
inakzeptabel, lehnt den Abwahl-Modus aber ab. Der ÖVP-Klubchef bewarb
stattdessen seinen Vorschlag, wonach künftig der Nationalrat mit
Zwei-Drittel-Mehrheit eine Anklage beim Verfassungsgerichtshof beschließen
können sollte, wenn ein Nationalratspräsident die Bundesverfassung verletzt.
Cap hat identen, aber eigenen Antrag
SPÖ-Klubchef Josef Cap
verurteilte weiterhin Grafs Aussagen, vor allem, dass sich die FPÖ an den
"antifaschistischen Grundkonsens" nicht gebunden fühle. Bezüglich der
Anträge plädierte er für den eigenen sozialdemokratischen, der inhaltlich im
Wesentlichen jenem der Grünen entspricht.
Stadler nennt Rote scheinheilig
BZÖ-Vizeklubobmann Ewald Stadler
hielt seinerseits der SPÖ Scheinheiligkeit vor, habe doch keine andere
Partei so viele Nazis nach dem Krieg in führende Positionen gehievt wie die
Sozialdemokraten. An Graf gerichtet meinte der frühere Volksanwalt, er hätte
sich an seiner Stelle bei Muzicant entschuldigt, dafür aber keinem Treffen
zugestimmt. Zustimmen wollen Stadler und das BZÖ weder dem Grünen- noch dem
ÖVP-Antrag.
Strache "mit Nazi-Methoden" verfolgt
Empört auf die
Angriffe gegen seinen Parteifreund reagierte FPÖ-Chef Heinz-Christian
Strache. Er sieht die Freiheitlichen "Nazi-Methoden" der Linken ausgesetzt.
Mit Hass, Geifer und Hetztiraden werde gegen die FPÖ losgelegt. Den Grünen
warf er vor, die Debatte nur hochzukochen, weil es ihnen um Posten gehe, die
sie durch den Wählerwillen verloren hätten.