Interview

Glawischnig: "Glauben an den Osterhasen"

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Grünen-Chefin Eva Glawischnig privat wie nie: Im Interview erklärt sie, warum ihre Kinder an den Osterhasen glauben.

Eva Glawischnig zieht die High Heels aus und macht es sich auf der Wiese des Wiener Burggartens bequem. Die Grünen-Chefin ist im Interview mit ÖSTERREICH am SONNTAG, wenn sie über die nahen Osterfeiertage spricht, locker wie selten. Die zweifache Mutter freut sich sichtlich darüber, dass ihre Kinder noch immer fest an den Osterhasen glauben. Und sie erinnert sich gern an die alten Bräuche ihrer Kindheit – schließlich demonstriert sie, wie in Kärnten zu Ostern traditionell mit Geld um sich geworfen wird.

US-TV
Beim Thema Kärnten und Hypo wird Glawischnig schnell ernst. Sie fordert, dass endlich Bewegung in das Thema U-Ausschuss kommt, und rügt die Verzögerungstaktik der Regierung. Zum Vorsitz betont sie: „Es hat sich bewährt, dass die Vorsitzführung von Abgeordneten wahrgenommen wird. Ich halte nichts vom Vorschlag, dass Richter im U-Ausschuss den Vorsitz führen. Ich habe den Eindruck, dass, wer das will, zu viele amerikanische TV-Krimis schaut!“

Pinke Gefahr
Demonstrativ in eine pinke Weste gehüllt sieht Glawischnig die NEOS mehr als Ansporn, denn als Gefahr. Und: Sie spekuliert bereits mit einer gemeinsamen Regierungsbeteiligung mit den NEOS – egal ob mit Rot oder Schwarz …

ÖSTERREICH: Ist bei Ihnen als Mutter von zwei Kindern Ostern ein Thema, oder lassen Sie es aus?
Eva Glawischnig: Natürlich ist Ostern wichtig und ich würde es als beinahe traditionell bezeichnen, wie wir es feiern: Es gibt bei uns kleine Geschenke, wir suchen Ostereier. Mit den religiösen Mythen beschäftigen wir uns allerdings weniger.

ÖSTERREICH: Ist der Karfreitag ein Fasttag bei der Familie Glawischnig-Piesczek?
Glawischnig: Bei uns und besonders bei mir kommt generell wenig Fleisch auf den Tisch. Bei den Evangelischen ist der Karfreitag der höchste Feiertag, darum passiert schon ein bisschen innere Einkehr. Aber im Grunde genießen wir die Karwoche, in der die Kinder Ferien haben und es auch uns Eltern gelingt, fast terminfrei zu sein.

ÖSTERREICH: Haben Sie Ihren Kindern je erzählt, dass es den Osterhasen gibt?
Glawischnig: Bitte, es gibt ihn doch! Meine Kinder glauben fest an ihn – mit vier und sieben Jahren geht das noch.

ÖSTERREICH: Wie geht es einer Mutter, wenn sie die Kinder so an der Nase herumführt?
Glawischnig: Ich finde es schön, wenn es nach wie vor eine Fantasiewelt gibt. Ich habe bei vielen Kindern den Eindruck, dass sie froh sind, dass es noch diese wunderbare magische Welt gibt. Es ist natürlich eine klassische Elterndebatte, wann man den Kindern die Wahrheit sagen soll. Ich bin aber dafür, diese kleinen Geheimnisse möglichst lange zu bewahren.

ÖSTERREICH: Was wird geschenkt? Ein Osterhase?
Glawischnig: Mein größerer Sohn will unbedingt einen Hund. Ich liebe Tiere, weil ich ja auf einem Bauernhof groß geworden bin. Wir hatten Katzen, Henderln sind frei herumgelaufen, ein kleines Schwein durften wir sogar in die Küche mitnehmen. Ich hätte sehr gerne ein Haustier, aber mit zwei berufstätigen Eltern in Führungsjobs und zwei Kindern geht sich ein Hund einfach nicht mehr aus. Tiere zu haben, heißt Verantwortung zu übernehmen, darüber muss man sich auch gerade jetzt zu Ostern klar werden, wo so viele Menschen überlegen, lebende Hasen zu schenken. Viele davon werden dann wieder ausgesetzt oder landen im Tierheim.

ÖSTERREICH: Gibt’s einen traditionellen Osterbraten?
Glawischnig: Nein, bei uns gibt’s das klassische Eierpecken und einen Kärntner Brauch: Da werden die Erwachsenen am Ostermontag aufgefordert, Münzen auf Ostereier zu werfen. Wenn eine Münze im Ei stecken bleibt, bekommt man das Ei. Die Münzen, die daneben fallen, bekommen die Kinder. Das war bei uns im Gasthaus in Kärnten für uns Kinder sehr lukrativ – vor allem, wenn die Erwachsenen schon ein oder zwei Bier getrunken hatten.

ÖSTERREICH: Ums Geld dreht sich in Kärnten also immer alles. Bei der Hypo geht es allerdings um mehr als ein paar Münzen. Bisher klärt nur eine Untersuchungskommission auf. Vorsitzende Griss will dabei erst bei der Notverstaatlichung ansetzen, also die Ära Haider davor nicht untersuchen. Reicht das?
Glawischnig: Das ist aus unserer Sicht zu kurz gegriffen. Man muss bis ins Jahr 2001 zurück untersuchen, denn das Zusammenspiel von Haider und der schwarz-blauen Bundesregierung kann man nicht außer Acht lassen. Jeder, der glaubt, die haben nicht auf das Engste zusammengearbeitet, ist höchst naiv.

ÖSTERREICH: Sie fordern weiter den U-Ausschuss. Wäre ein parteiunabhängiger Kandidat als Vorsitzender nicht objektiver als ein Parlamentarier?
Glawischnig: Für uns ist Werner Kogler der logische Kandidat als Vorsitzender. Die Deutschen haben den U-Ausschuss als Minderheitsrecht seit fast hundert Jahren. Dort hat es sich bewährt, dass die Vorsitzführung von Abgeordneten wahrgenommen wird. Ich halte nichts vom Vorschlag, dass Richter im U-Ausschuss den Vorsitz führen. Ich habe den Eindruck, dass, wer das will, zu viele amerikanische TV-Krimis schaut. Bei uns führen Richter nicht nur den Vorsitz in Gerichtsverfahren, sondern stellen die meisten Fragen!

ÖSTERREICH: Die Regierung sendet immer wieder Signale, für einen U-Ausschuss als Minderheitenrecht zu sein. Geschehen ist aber nichts bisher. Bis wann soll das umgesetzt sein?
Glawischnig: Für langwierige Verhandlungen habe ich kein Verständnis. Der nächste Termin der Klubobleute, wo das besprochen werden kann, ist erst am 24. April. Das ist zu spät. Wir könnten das bis dahin schon verhandelt haben. Es schaut also erneut nach Verzögerungstaktik aus.

ÖSTERREICH: Kommen wir noch mal zu Ihren Kindern: Wenn Sie zwei Mädchen hätten, dürften diese Pink tragen?
Glawischnig: Als zweifache Bubenmutter ist mir das Thema erspart geblieben. Die ziehen an, was man ihnen rauslegt. Aber wenn ich Töchter hätte, dürften sie Rosa tragen. Ich trage es ja auch und ich habe auch Orange oder Blau getragen.

ÖSTERREICH: Sie wissen, worauf ich hinauswill: Die NEOS sind bei den Umfragen mit den Grünen quasi gleichauf. Wie konnte das passieren?
Glawischnig: Die NEOS profitieren von der Schwäche der ÖVP, Spindelegger ist die Schwachstelle in der Regierung. Natürlich gibt es Wähler, die zwischen uns und den NEOS schwanken. Wir zeigen hier inhaltliche Unterschiede auf. Wir sind eine ökologisch-soziale Partei. Gerade bei der EU-Wahl wollen wir Europa in eine vollkommen andere Richtung führen als die NEOS. Aber es ist kein Pferderennen.

ÖSTERREICH: Doch enttäuscht wären Sie schon, wenn die NEOS vor den Grünen wären?
Glawischnig: Natürlich. Entscheidend ist aber, wie die Wahl gesamteuropäisch ausgeht. Für uns sind die NEOS eine Konkurrenz, die uns antreibt. Wir werden uns anstrengen. Aber letztlich soll das rot-schwarze System aufgebrochen werden. Das hat uns sechs Jahre Stillstand beschert. Mit den NEOS können sich neue Mehrheiten ergeben.

ÖSTERREICH: Was ist Ihre bevorzugte Variante – Rot-Grün-NEOS oder Schwarz-Grün-NEOS?
Glawischnig: Vorstellbar sind beide Varianten. Wobei die Schwachstellen bei Rot und Schwarz jeweils im Führungspersonal liegen. Faymann spielt den Kanzler, hat aber wenig Durchsetzungsqualität. Spindelegger ist mit seiner Dreifachrolle einfach überfordert. Es hängt also an den Personen. Aus der ÖVP kommen mit den neuen Ministern Karmasin und Rupprechter auch moderne Signale. Bei der SPÖ gibt es kein neues Personal.

ÖSTERREICH: Sie sind 45. Wie dick ist Ihre Haut als Politikerin geworden? Sie müssen ja neuerdings auch über sich die Frage in Magazinen lesen, ob Sie Botox verwenden.
Glawischnig: Man kann es als Frau nie recht machen. Eine Zeit lang war ich zu dünn. Jetzt bin ich etwas stärker, dann kommt so was. Man muss sich hier schon einiges gefallen lassen. Aber ich habe das gesehen und herzlich gelacht. An dem Tag, um den es ging, habe ich mich von meiner Stammfriseurin – die Dani Bogner in der Universitätsstraße in Wien – schminken lassen. Letztlich habe ich es als Kompliment aufgefasst.

ÖSTERREICH: Es war die Schminke und nicht der Stich? Würden Sie sich botoxen ­lassen?
Glawischnig: Nein, denn ehrlich gesagt fühle ich mich, auch wenn ich 45 bin, fit, gesund und gut erhalten. Und ich genieße das Leben mit noch relativ kleinen Kindern. Es ist meine letzte Sorge, ob sich hier ein Fältchen mehr oder weniger abzeichnet.

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