Ausgerechnet die Grünen-Chefin tappt in die Gender-Falle.
In der ORF-Pressestunde am Sonntag stellte Grünen-Chefin Eva Glawischnig sich den Fragen der Journalisten. Natürlich bemühte sie sich stets um korrektes Gendern, bis ihr allerdings ein kleines Malheur passierte. Beim Thema Ganztagsschulen war sie offenbar zu sehr in die Materie vertieft, dass das Gendern ein wenig aus dem Ruder lief. Sie forderte, dass jeder, der einen ganztägigen Schulplatz fordere, ihn auch bekommen solle. „Im Moment ist das ja extrem kompliziert. Das müssen am Standort zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer, der Elterinnen und Eltern zustimmen.“
„Elterinnen“ ist neu. Ihr Fauxpas fiel der Grünen-Chefin allerdings gleich auf. „Elterinnen sag ich schon“ und musst dann selbst lachen.
Glawischnig: Nein zum Linkspopulismus
Nichts zu lachen hatte sie allerdings, als es um das Thema Linkspopulismus ging. Für einen linkspopulistischen Kurs, wie von manchen parteiintern gefordert, ist Glawischnig aber nicht zu haben. "Von Populismus haben wir in diesem Land wirklich genug", erteilte die Grüne Bundessprecherin solchen Forderungen eine Absage. Die Grünen müssten sich vielmehr, wie von Van der Bellen vorgelebt, weiter öffnen sowie verbreitern und etwa Frauen im ländlichen Raum oder auch Jugendliche noch stärker ansprechen und unterstützen. "Ich halte diesen Weg für erfolgreich und den möchte ich weitergehen."
Inhaltlich will Glawischnig die Themen Europa, Ökologie und Energiewende, Bildung, Soziales und Chancengleichheit forcieren. Zudem plädierte sie für einen "wertschätzenden Stil" in der Politik. Vor allem Vertreter der FPÖ würden hingegen "Hass im Netz" fördern. "Es gibt große Sehnsucht nach einer lösungs- und sachorientierten Politik. Ich möchte gerne eine progressive Mehrheit in Österreich jenseits einer blauen Beteiligung", sagte die Grünen-Chefin.
Wieder mehr inhaltliche Auseinandersetzungen
Um dieses Ziel zu erreichen, will Glawischnig auch wieder stärker die inhaltliche Auseinandersetzung suchen. Im elfmonatigen Bundespräsidentschaftswahlkampf habe es etwa zwei Fälle gegeben, wo sie sich bewusst zurückgehalten hat und wo eine "schärfere Auseinandersetzung" angesagt gewesen wäre, gestand Glawischnig in der "Pressestunde".
Zum einen sei dies die Annäherung der SPÖ an die FPÖ mit dem Ö1-Gespräch zwischen Kanzler und SPÖ-Obmann Christian Kern sowie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gewesen. Jetzt sei die Zeit da, diese Auseinandersetzung zu suchen, wenn die SPÖ die Freiheitlichen mit ihrer Europafeindlichkeit und korrupten Vergangenheit in Kärnten politisch salonfähig mache.
Kurz wolle „Kanzler unter Schwarz-Blau“ werden
Zum anderen nannte Glawischnig Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), der sich zwar vielfach zu Asylthemen aber kaum zur Integration äußere. Kurz habe Österreichs Außenpolitik "seinem Projekt und persönlichen Ziel" untergeordnet, "Kanzler unter Schwarz-Blau zu werden", kritisierte Glawischnig. "Wenn man sich gegen Merkel und für Orban entscheidet, steht man auf der falschen Seite, und diese Auseinandersetzung werden wir jetzt führen." Ziel der Grünen sei es jedenfalls, dass Österreich eine starke pro-europäische Rolle spielt, und nicht auf der Seite jener steht, die für die Zerschlagung der Europäischen Union sind.