Austro-Blauhelme
Golan: Minister Klug bleibt hart
09.06.2013Abzug wie geplant in 2 bis 4 Wochen: Herbe Kritik aus Israel an Österreich.
Verteidigungsminister Klug hält nichts von einem langsameren Golan-Abzug. Austro-Blauhelme rücken innerhalb von zwei bis vier Wochen ab.
VP-Außenminister Michael Spindelegger hatte in einem ÖSTERREICH-Interview einen langsameren Abzug der Austro-Blauhelme vom Golan angedeutet, sollte das nötig sein. Man wolle eine ordentliche Übergabe an die Nachfolger, sagte er: „Wenn das sechs Wochen dauert, gut“, argumentierte Spindelegger.
Für SP-Verteidigungsminister Gerald Klug ist eine Änderung des Abzugsplans derzeit aber keine Option: „Wir gehen weiterhin von einem geordneten Rückzug innerhalb der kommenden zwei bis vier Wochen aus“, sagte sein Sprecher Andreas Strobl zu ÖSTERREICH: „Regierung und Krisenstab haben das so beschlossen.“
‚Nachrüster‘ Blauhelme konnten gleich abrüsten
Der Abzug der 377 Mann und der gesamten Ausrüstung wird via Israel erfolgen, über das sogenannte Bravo-Gate. Die Grenzstelle war vor wenigen Tagen noch heftig umkämpft. Inzwischen wird sie allerdings wieder von syrischen Regierungstruppen kontrolliert. Das gesamte Material der Golan-Truppe wird in Container verladen und demnächst in den Hafen von Haifa gebracht.
110 Austro-Blauhelme, die in Wien-Stammersdorf seit Tagen für ihren routinemäßigen Einsatz auf den Golan-Höhen trainierten, konnten am vergangenen Donnerstag aus dem internationalen Kontingent wieder abrüsten und in ihre Kasernen zurückkehren.
Israel: „Österreichs Golan-Truppen sind nichts wert“
Scharf kritisiert hat inzwischen Israels Premierminister Benjamin Netanjahu den Abzug Österreichs.
Die Tatsache, dass die UN-Blauhelmtruppe in sich zusammenbreche, zeige einmal mehr, dass Israel sich in Sicherheitsfragen einfach nicht auf internationale Kräfte verlassen könne, polterte er.
Noch härter sein Geheimdienst-Minister Juwal Steinitz: „Wir sehen jetzt, was die österreichischen Streitkräfte auf den Golan-Höhen wert sind. Israel kann ausländischen Kräften nicht trauen. Manchmal ist ihre Präsenz eher Hindernis als Hilfe.“
Österreichs neuer Generalstabschef Othmar Commenda steht inzwischen voll hinter dem Abzug: „Die Zeit zu diskutieren ist vorbei“, sagt er. Sein Vorgänger, General i. R. Edmund Entacher, meinte hingegen in ÖSTERREICH: „Aus militärischer Sicht gibt es keinen Grund zu gehen.“
Generalstabschef: "Keine Diskussionen mehr"
ÖSTERREICH: Aus Israel heißt es, man sehe, was Österreichs Soldaten wert sind – nämlich nichts. Schmerzt Sie das?
Othmar Commenda: Überhaupt nicht. Ich habe einen Auftrag zu erfüllen. Es gibt eine politische Aufgabe und die ist nicht zu hinterfragen.
ÖSTERREICH: Das heißt, Sie stehen hinter dem Abzug?
Commenda: Es gibt eine Phase, in der man diskutieren kann, dann eine Entscheidung. Das militärische Leben ist relativ einfach, wenn man sich daran hält. Ich bin da völlig emotionslos, aus dem Politischen halte ich mich heraus.
ÖSTERREICH: Der Verteidigungsminister kündigt den Abzug in vier Wochen an, der Außenminister hält auch sechs Woche für möglich …
Commenda: Ich bin nur einem Minister verantwortlich. Wenn mein Minister sagt, es sind vier Wochen, dann sind es für mich auch vier Wochen.