Die Entlassung des Ex-KGB-Offiziers schlägt hohe politische Wellen.
Die österreichischen Behörden haben sich bei der Verhaftung des von Litauen gesuchten Ex-KGB-Offiziers Mikhail Golovatov (Michail Golowatow) "absolut korrekt" verhalten. Das sagte der 61-Jährige, der für den Tod von 14 Personen verantwortlich sein soll, in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti am Donnerstag. Auch mit der Betreuung durch Vertreter seines Heimatlandes Russlands scheint Golovatov zufrieden zu sein. Während seiner kurzzeitigen Festnahme am Donnerstagnachmittag vergangene Woche am Flughafen Wien-Schwechat fühlte er sich jedenfalls "nicht im Stich gelassen".
Kontakt zum Botschafter
Als er im Rahmen der Passkontrolle auf dem Flughafen aufgehalten wurde, habe er Kontakt zur russischen Botschaft in Wien gefordert. Bald habe sich auch Botschafter Sergei Netschajew eingeschaltet. Dieser sei bis fünf Uhr morgens "ständig" "mit dem Staatsanwalt der Republik Österreich" und (offenbar auf russischer Seite, Anm.) dem stellvertretenden Außenminister sowie dem "Diensthabenden des Innenministeriums" in telefonischer Verbindung gewesen. Österreich habe dabei immer wieder auf die Tatsache verwiesen, dass die Festnahme (aufgrund des gegen Golovatov vorliegenden Europäischen Haftbefehls, Anm.) vorgeschrieben sei.
Der durch die russische Botschaft organisierte Anwalt hätte Golovatov am Freitagvormittag erklärt, dass der Haftbefehl von Österreich nicht vollzogen werden könne, weil "alle dort angeführten Anklagepunkte politischer Natur" seien.
Eigentlich hatte der heutige russische Sportfunktionär die Entscheidung über seine Auslieferung bis Freitagvormittag (11 Uhr) erwartet, diese sei jedoch auf 13 Uhr verschoben worden. Um 15.45 Uhr schließlich teilte der Botschafter Golovatov telefonisch mit, dass er freigelassen werde und nach Moskau zurückkehren könne.
14 Tote
Golovatov wird in Litauen für den Sturm der sowjetischen Sondereinheit "Alpha", deren Kommandant er zu dieser Zeit war, auf das TV-Gebäude in Vilnius am 13. Jänner 1991 verantwortlich gemacht. Dabei wurden 14 Menschen getötet und Hunderte verletzt.