Ex-Vizekanzler Hubert Gorbach (B) hat in einem Interview mit der Vorarlberger Wochenzeitung "Wann & Wo" zu dem Brief an den britischen Finanzminister Alistair Darling erklärt, dass ihm Vorarlberg zu klein sei, sei "positiv gemeint" gewesen.
"Denn als kleines Land ist Vorarlberg das wohl schönste der Welt, aber wirtschaftlich gesehen muss man über den Tellerrand hinausblicken. Das tut die Vorarlberger Wirtschaft, die Export-Weltmeister ist, ja auch", klärte Gorbach auf.
Verwendung des Amtspapieres "nicht unüblich"
Bezüglich
der Verwendung des Vizekanzler-Briefpapiers mit dem österreichischen Wappen
meinte Gorbach, wie er von anderen Ex-Politiker und Würdenträgern wisse, sei
das "nicht unüblich". "Aber natürlich ist das Wappengesetz zu respektieren
und ich habe hier offensichtlich - unbewusst - einen Fehler gemacht", gab
Gorbach zu. Er hoffe, er werde dazu eingeladen, Stellung zu nehmen und "zu
erklären, dass keine schlechten Gedanken dahinter steckten". "Es war keine
Job-Keilerei, wie kolportiert, sondern ein privater Bericht an Alistair,
denn ich bin beruflich völlig ausgelastet", unterstrich der Ex-Politiker. Es
gehe ihm darum, Beziehungen aufrecht zu erhalten.
Gorbach mit seinem Englisch zufrieden
Zu seinem Englisch befragt,
erklärte Gorbach, er fühle sich "sehr wohl in dieser Sprache". Es gebe aber
Situationen, in denen "so ein geschriebener Brief sehr schnell - zu schnell"
hinausgehe. "Aber so schlecht geschrieben ist er im Übrigen auch wieder
nicht", meinte Gorbach zu dem Schreiben an Darling. Er sei sicher, dass
viele, die ihn gelesen hätten, "so einen Brief gar nicht herbekommen
würden". Er kenne viele Politiker, "die versteht man nicht einmal, wenn sie
in ihrer Muttersprache sprechen", so der ehemalige Vizekanzler.
"Sauerei, dass der Brief öffentlich gemacht wurde"
Was
die Berichterstattung in den Medien betreffe, sei das Ganze "deutlich
überbewertet und unverhältnismäßig" behandelt worden. Auf die Frage, ob ihn
das persönlich getroffen habe, meinte Gorbach: "Ich habe mir seit einigen
Jahren vorgenommen, dass ich selbst bestimme, wer mich ärgern darf." Aber es
mache ihn nachdenklich. Der Brief habe "privaten Charakter" gehabt. "Umso
mehr finde ich es eine Sauerei, dass mein Brief öffentlich gemacht wurde",
sagte Gorbach. Wie das geschehen konnte, werde noch zu klären sei.
Offensichtlich gebe es "undichte Stellen". Es handle sich um ein klares
Vergehen gegen das Post- und Briefgeheimnis "und kann so nicht stehen
gelassen werden".