Geldwäsche-Prozess

Graf Ali: Kronzeuge sagt doch aus

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Erster Prozesstag: Justiz findet Zeugen im Oman.

Die Lockerheit von Alfons Mensdorff-Pouilly ist bewundernswert. Im Eröffnungsplädoyer bezeichnete Graf Alis Verteidiger Harald Schuster die Anklage wegen Geldwäsche, Beweismittelfälschung und Falschaussage als „nett“. (Es drohen bis zu 5 Jahre Haft.)

Staatsanwalt Michael Radasztics sieht die illegalen Geschäftspraktiken des Rüstungskonzerns BAE Systems nicht so locker. Der Konzern hat sich des „guten alten Beratervertrags bedient“, der „intransparente Zahlungen“ ermöglicht. Mensdorff soll durch dieses System 12,6 Mio. Euro kassiert haben.

Im Zeugenstand erklärte sich Graf Ali als „nicht schuldig“. „Ich gehe davon aus, dass ich alle Vorwürfe widerlegen kann.“ Das klappte dann nicht ganz. Als der Richter mehr über die ominösen „Drittzahlungen“ wissen wollte, redete sich Graf Ali in die Bredouille. „Bei den Third Party Payments bin ich nie von Bestechung ausgegangen. Das waren zusätzliche Kosten für Gutachter oder Veranstaltungen.“

Kronzeuge wird via Video-Konferenz aussagen
Zum Schluss gab es für Mensdorff noch eine böse Überraschung: Kronzeuge Mark Cliff, der im Oman als verschollen galt und den Prozess mit seinen Aussagen gegen BAE Systems und Mensdorff-Pouilly ins Rollen gebracht hatte, wurde gefunden. Er erklärte sich bereit, via Videokonferenz auszusagen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Verkaufte Schnecken und Froschschenkel
Gestern musste Graf Ali stundenlang aussagen. Hier die besten Passagen:

  • „Ich lebe derzeit ganz gut als Landwirt. Im Moment verdiene ich 35.000 bis 40.000 Euro im Jahr. Schulden habe ich ungefähr 100.000 Euro.“
  • „1980 übernahm ich den Betrieb von den Eltern. Er war vollkommen überschuldet. Dann begann ich mit der Jagdwirtschaft, die habe ich quasi erfunden. 1998 habe ich die MPA Wien gegründet. Habe Handelsgeschäfte mit Froschschenkeln, Wild und Schnecken gemacht. 1992 bekam ich einen Vertrag mit BAE Systems. 25.000 öS pro Monat. Da wollte ich nicht mehr mit Froschschenkeln handeln.“
  • Über Bestechung sagte Graf Ali: „Bei Drittzahlungen bin ich nie von Bestechung ausgegangen. Die Third Party Payments waren für Gutachter. Aber natürlich wurde bei unseren Gesprächen auch über Bestechung gesprochen. Ich habe den Briten aber immer davon abgeraten.“

Mit adeliger Zurückhaltung sagte er zum Staatsanwalt, der – im Falle einer Verurteilung – auf Graf Alis Schloss in Luising zugreifen will: „Das Glumpert hat schon an Wert. Vielleicht finden’s jemanden, der es um eine Million kauft.“

Ausführlich beschrieb der „Waffen-Graf“ seine Tätigkeit als Vermittler: „Wenn man ein bissl a G’spür hat, Kontakte, viele Verwandte im Osten und nicht ganz deppert ist, dann bringt das mehr als akademische Abschlüsse. Ich hab’ eben Informationen und Kontakte bekommen, die nicht so leicht zu kriegen waren.“ Über die Ahnungslosigkeit in diversen Konzernen meinte er: „Da gab es Leute, die wussten nicht den Unterschied zwischen Slowenien und Slowakei.“ Und: „Ich hab’ nie Lobbying betrieben.“

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