"200 Jahre Tiroler Freiheitskampf" sind der Anlass des Burschenschaftertreffens - Der Dritte NR-Präsident Graf übernimmt die Festansprache.
Mehrere schlagende Burschenschaften haben anlässlich des Gedenkjahres "200 Jahre Tiroler Freiheitskampf" von 19. bis 21. Juni einen Festkommers in der Landeshauptstadt Innsbruck geplant. Der freiheitliche Nationalratspräsident Martin Graf wird die Festrede halten. Die Burschenschafter rechnen mit bis zu 1.000 Teilnehmern "von Flensburg bis Bozen".
Graf gibt den Alten Herren
"Es ist eine Ehre, zum Gedenken an
den Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer vor mehr als 1.000 Akademikern
reden zu dürfen", so Graf im Vorfeld seiner Festrede. Der Freiheitliche ist
selbst "Alter Herr" der als rechtsextrem geltenden Wiener
Burschenschaft Olympia. Er steht seit Wochen unter politischem Druck, zum
Einen wegen der Olympia, zum Anderen wegen seiner beiden Mitarbeiter, die
Waren beim rechten Aufruhr-Versand bestellt haben.
Brixia und Suevia
"Anlässlich des Gedenkjahres versuchen
die 'deutsch-national und völkisch' gerichteten Burschenschaften in eine
Stoß- und Schlagrichtung zu gehen", meint Andreas Peham vom
Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes. Federführend seien
vor allem die Innsbrucker Verbindungen Brixia und Suevia, welche als "politisch
weit rechts außenstehend" gelten.
Rote Jugend ortet "Nazidreck"
"Schockiert"
zeigen sich die Jungen Sozialisten Tirol über eine derartige Veranstaltung. "Das
Jahr 2009 sollte den Anspruch haben, kritisch über die Tiroler Geschichte zu
reflektieren und nicht, in Anlehnung an Martin Graf, mit 'Nazidreck' einen
traurigen Höhepunkt zu liefern", so die JUSOS.
FPÖ sieht "Hysterie"
"Völlig unverständlich"
ist FPÖ-Landeschef Gerald Hauser die "hysterisch geschürte
Aufregung von linken und kommunistischen Gruppen" hinsichtlich des
Treffens. Bei den Studentenverbindungen handle es sich um seit 160 Jahren
für die Grundrechte und Freiheiten der Menschen aktive Organisationen, die
auf dem Boden der österreichischen Verfassung und Gesetze ihre studentische
und akademische Tradition pflegen, so Hauser.
Graf würdigt Tradition
Graf selbst kann den Wirbel auch
nicht ganz nachvollziehen: "Es ist langgeübte Tradition, dass zu runden
Jubiläen im Andenken an den Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer in Tirol
eine Großveranstaltung stattfindet und wir werden uns dies auch nicht von
linken und linksextremen Gruppierungen verbieten lassen", so Graf.
Sonnwendfeier + Totengedenken
Geplant ist laut den "Innsbrucker
wehrhaften Korporationen" eine dreitägige Veranstaltung mit
Sonnwendfeier, Totengedenken, Festkommers sowie abschließend einem
Sonnwendfrühschoppen. Laut Peham hätten die großen Kommerse wie dieser
bisher immer in der Dogana des Innsbrucker Congress stattgefunden.
Club 2: FPÖ will nicht über rechts reden
Für
Mittwochabend hat der ORF zum Club 2 geladen zum Thema "Wie rechts ist
Österreich?" Mittwochvormittag haben der Vertreter der FPÖ, Walter
Asperl, und der des RFS, Philipp Schrangl, ihre Teilnahme abgesagt. Ihrer
Ansicht nach geht es um eine "politische Inszenierung mit dem Ziel, das
Amt des Dritten Nationalratspräsidenten zu beschädigen und die Debatte über
Martin Graf künstlich wieder aufleben zu lassen".
ÖVP zieht sich auch zurück
Auch der ehemalige
Nationalratspräsident Andreas Khol von der ÖVP nimmt seine Zusage zurück.
Erstens sind es ihm zu viele andere Teilnehmer, zweitens glaubt er, dass es
in der Diskussion nur um Graf gehen soll. Es sei sein Grundprinzip, "weder
meine Vorgänger noch meine Nachfolger im Amt des Nationalratspräsidenten
öffentlich zu bewerten".