ÖSTERREICH
Grasser übt scharfe Kritik an der Regierung
12.01.2008
In einem ÖSTERREICH-Interview nimmt Karl Heinz Grasser erstmals seit seinem Rücktritt als Finanzminister zur Innenpolitik Stellung.
In dem ausführlichen und von ihm autorisierten Interview übt der Finanzminister der Regierung Schüssel harte Kritik an der Politik der Großen Koalition. Grasser wörtlich in ÖSTERREICH: "Nach einem Jahr Große Koalition wissen wir: Es gibt permanent Streit um nichts. Jede Aufbruchstimmung in diesem Land ist verschwunden. Das Resultat ist Stillstand. Wenn man sieht, wie diese Regierung nicht agiert und schlecht verwaltet, dann muss man froh sein, dieser Regierung nicht anzugehören." Grasser in der Sonntagsausgabe der Tageszeitung ÖSTERREICH: "Diese Regierung verspielt die Poleposition, die Österreich in der Ära Schüssel wirtschaftspolitisch gehabt hat."
"Politisches Nicht-Agieren"
Der Ex-Finanzminister
warnt in seinem ersten politischen Interview seit dem Rücktritt vor einem
Jahr: "Auf Österreich kommen wirtschaftlich schwierige Zeiten zu: 2008 wird
ein wirtschaftlich schwieriges Jahr werden. Und gerade da braucht es eine
Regierung, die gegensteuert. Das derzeitige Nicht-Agieren wird wirtschftlich
und sozialpolitisch für unser Land nicht gut gehen."
Note 5 für Regierung-Gusenbauer
Wäre er ein strenger Lehrer,
der Schulnoten für die Leistungsbilanz der Regierung vergeben sollte, müsste
er sich - so Grasser - für die Leistung der Regierung Gusenbauer "ein
Nichtgenügend überlegen." An Alfred Gusenbauer kritisiert Grasser in
ÖSTERREICH, dass dem Kanzler "jenes Leadership fehlt, das Schüssel hatte.
Dieser Regierung fehlt die Führung - und Führen heißt in einer Regierung:
Das Gemeinsame vor das Trennende stellen, aber auch eine Aufbruchstimmung
entstehen lassen."
Neue politische Persönlichkeiten fehlen
Grasser schließt im
ÖSTERREICH-Interview eine Rückkehr in die Politik für seine Person aus
("Ganz sicher nicht!"), betont aber, dass unserem Land neue politische
Persönlichkeiten fehlen. Grasser: "Ein politischer Typ wie Barack Obama, ein
Politiker, der wieder Mut macht, Wandel, Aufbruch, Dynamik verkörpert - der
fehlt Österreich an allen Ecken und Enden."